Heroische Posen

Anno Mungen reflektiert über Wieland Wagners rasanten Aufstieg während der Nazidiktatur

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Anno Mungen ist nicht der Erste, der sich auf die Suche nach Wieland Wagners Anfängen macht. Seine nüchtern protokollierende Chronik stellt zusammen, was die Fakten hergeben. Hier kann er, gegenüber Brigitte Hamann und Ingrid Kapsamer (deren Monografie er nicht erwähnt), mit neuen Funden aufwarten.

Er hat die ungedruckten Tagebücher von Gertrud Strobel, der Frau des Bayreuther Archivars Otto Strobel, sowie die inzwischen zugänglichen Nachlässe von Wieland und Wolfgang Wagner ausgewertet, allerdings nicht den von Wielands langjährigem musikalischem Mentor Kurt Overhoff (siehe OW 9/10, 2021). Vor allem hat er nochmals gründlich nach Spuren der beiden 1943/44 parallel entstandenen «Ring»-Inszenierungen in Altenburg und Nürnberg gesucht, bei denen Wieland, wie später bei all seinen Arbeiten, auch für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnete – ein Puzzle, in dem Fantasie die arg lückenhafte Quellenlage ergänzen muss. Mungen vermutet zu Recht, dass sich hier schon die Wurzeln von Wielands anti-illusionistischem, abstrahierendem Stil andeuten, und das durchaus im Sinne der nazistischen Ideologie einer Einheit von Krieg und Kunst. Glaubt man Strobel, so war die symbolisch ...

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Opernwelt November 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Uwe Schweikert

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