Nebelschwaden
Ein Mann schlurft im graublauen Arbeitskittel auf die Bühne und stutzt angesichts des offenbar unerwarteten Publikums. Die Szene kennt man so ähnlich aus dem Theaterkabarettstück «Die Sternstunde des Josef Bieder», bei dem ein Requisiteur ungewollt zum Entertainer wird. Aber im Programmheft steht ausdrücklich: «Wenig Text in deutscher und englischer Sprache.» Und außerdem steht da: «Konzept, Inszenierung, Bühne, Video – Thom Luz».
Insofern muss gar nicht mehr erwähnt werden, dass es auch keine Handlung im hermeneutischen Sinne gibt.
Dafür steht der Name des einstigen Basler Hausregisseurs unter Andreas Beck und nunmehr in gleicher Eigenschaft am Münchner Residenztheater Beschäftigten: für Überschreibungen, für Theater nach einem mitunter kaum zu ergründenden Kompass. In «4½ Jahreszeiten – Eine Sinfonie-Überschreibung mit Zwischentönen» am Theater Basel geht alles von einer Orchesterprobe aus. Auf dem Programm: Haydns Oratorium «Die Jahreszeiten». Obwohl – da sind die Musikerinnen und Musiker sich offenbar nicht ganz einig; manche würden es wohl gerne auch mit den «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi versuchen. Doch der Dirigent bleibt unerbittlich und schickt, nachdem er die ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Alexander Dick
Anno Mungen ist nicht der Erste, der sich auf die Suche nach Wieland Wagners Anfängen macht. Seine nüchtern protokollierende Chronik stellt zusammen, was die Fakten hergeben. Hier kann er, gegenüber Brigitte Hamann und Ingrid Kapsamer (deren Monografie er nicht erwähnt), mit neuen Funden aufwarten. Er hat die ungedruckten Tagebücher von Gertrud Strobel, der Frau...
16 Metallbetten rahmen die Spielfläche, und 16 Küchentische. An langen Seilen pendeln 16 tuchverhangene Wiegen träge aus dem Schnürboden. 16 Uniformen warten auf ihre Träger, die sich wenig später aus den Federn schälen. Und 16 Frauen schälen Kartoffeln. In ihrer Mitte thront die alte Burya in strengschwarzem Pomp, mit einer Reitgerte fuchtelnd. Die Szene erinnert...
In einem Frankfurter Vorort irritiert das Plakat «Heimatboden statt Beton»: weniger wegen des Vorbehalts gegenüber dem Beton, der zur «Versiegelung» der Landschaft beiträgt (und somit auch zu manchen Überschwemmungs-Katastrophen), vielmehr des unbefangenen Umgangs mit nicht ganz unbelasteten Wörtern wie «Heimat» und «Boden» wegen, die zumindest im Zusammenhang mit...