
Gruselkabinett: Dominik Köninger (Pelléas), Samuli Taskinen (Ein Arzt), Jens Larsen (Arkel), Nadine Weissmann (Geneviève), Günter Papendell (Golaud), Nadja Mchantaf (Mélisande); Foto: Joachim Fieguth
Heilige Familie
Die herbstliche Sexismusdebatte hat es wieder einmal und leider sehr drastisch ans Tageslicht gezerrt: Die jahrtausendealte patriarchale Machtstruktur scheint ungebrochen, die Neigung, Macht zu missbrauchen, schier unausweichlich. Von Liebe wenig Spuren, stattdessen ein Bewusstsein, das die Frau herabwürdigt zum Objekt unkontrollierter Begierde. Männer und wahre Liebe, das erscheint (anders als Männer und die Ware Liebe) als kaum geglückte Versuchsanordnung.
Den vielleicht scharfsinnigsten Satz zu diesem Thema hat Sigmund Freud in unser Gedächtnis eingestanzt: Wo Männer lieben, begehren sie nicht. Wo sie begehren, lieben sie nicht.
Als wollte Maurice Maeterlinck diese These beglaubigen, hat er für sein symbolistisches Schauspiel «Pelléas et Mélisande» zwei Figuren ersonnen, die für jeweils eine der beiden Möglichkeiten stehen: Golaud begehrt Mélisande, aber er liebt sie nicht. Bei Pelléas ist es umgekehrt; sein Begehren ist flüchtig, die Liebe hingegen unermesslich.
Debussys Oper, die nach Ansicht Jordan de Souzas, des 1. Kapellmeisters der Komischen Oper Berlin, eigentlich eine Anti-Oper ist, wie er im Programmheft proklamiert (durch sein vehement expressionistisches Dirigat ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Dezember 2017
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Jürgen Otten
Im Herbst 2016 veröffentlichte die amerikanische Mezzosopranistin Susanne Mentzer im Online-Journal «Huffington Post» einen bemerkenswert offenen Text über ihre Erfahrungen im Musikbusiness. Über die gern beschwiegene Praxis etwa, dass Sängerinnen im Schnitt niedrigere Gagen erhalten als ihre männlichen Kollegen, selbst wenn die Aufgaben – Umfang und...
Wenn im Dunstkreis Richard Wagners von Architektur die Rede ist, fällt zwangsläufig der Name Gottfried Semper: Mit dem Freund aus Tagen des Dresdner Mai-Aufstands teilte Wagner nicht nur das Schicksal des Exilanten. Gemeinsam hatte man viel über ein Festspielhaus der Zukunft nachgedacht. Sempers monumentaler Entwurf für München wurde bekanntlich nicht umgesetzt....
«Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding.» Für ihre 2001 erschienenen Lebenserinnerungen wählte Hilde Zadek diesen zentralen Satz der «Rosenkavalier»-Marschallin, ihrer Lieblingspartie, die sie in der ganzen Welt gesungen hat. «Was ist die Zeit, und warum ist sie ein sonderbar’ Ding?», fragt die Sängerin in ihrem Buch und spricht dann von den verschiedenen Phasen...