Halbe Sache
Bücher über Dirigenten sind eine bei Autoren wie Lesern beliebte Spezies. Eine heikle allerdings auch. Denn die Vita eines Dirigenten, so schillernd sie (gewesen) sein mag, sagt meist wenig über sein künstlerisches Profil. So häufen sich Dirigenten-Bücher, in denen von Musik nur zwischendurch und von konkreten Interpretationsfragen gar nicht die Rede ist. Eva Weissweilers Klemperer-Biografie fügt sich in diese Reihe ein. Leider. Die Autorin versucht gar nicht erst, der künstlerischen Physiognomie von Klemperer gerecht zu werden.
Stattdessen erzählt sie sein Leben, wie sie vorher schon das Leben von Clara Schumann, Tussy Marx, Wilhelm Busch und der Freud-Familie erzählt hat. Sie tut das temperamentvoll, mit persönlichem involvement und handwerklichem Geschick. Sie hat offenlesbar Spaß daran, sich in Situationen und Menschen hineinzufühlen. Die Schilderungen von Klemperers familiärer Situation, vom Berlin der Zwischenkriegszeit, von Prag und Hamburg gelingen lebendig. Sozialgeschichte und biografische Bausteine, Zitate und Zusammenfassungen sind abwechslungsreich kombiniert. Weissweiler hat in zahlreichen Archiven zwischen Berlin, Wien und Washington recherchiert. Doch obwohl dabei ...
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Viel zu tun bleibt für Macduff nicht mehr. Eingesunken in seinen Rollstuhl, zitternd und am lebendigen Leib von Geschwüren zerfressen, ist sein Feind Macbeth schon am Ende, bevor der Sieger zum finalen Schlag ausholt. Nicht die Rebellen sind es, die den Usurpator in Krzysztof Warlikowskis Inszenierung an der Brüsseler Monnaie-Oper für seine Gewalttaten bestrafen –...
Lieben Sie Maria Callas?
(lacht) Aber natürlich.
Und warum?
In erster Linie wegen ihrer starken Persönlichkeit. Sie war wirklich anders als alle anderen. Deswegen bin ich der Ansicht, dass wir in der Rückschau von einer Periode vor und nach Maria Callas sprechen können. Sie war eben nicht nur Sängerin, sondern eine große Künstlerin auf der Bühne. Für mich ist sie ein...
In Deutschlands größtem Opernhaus geht die Spielzeit mit einer Dissonanz zu Ende, die noch lange nachhallen wird. Kent Nagano verlässt die Bayerische Staatsoper. In einer offiziellen Erklärung heißt es, er stehe für eine Vertragsverlängerung nach 2013 nicht zur Verfügung. Im Wortlaut schreibt der amerikanische Dirigent: «Die kulturelle Prägung Münchens, seine...