«Gwaldže brider wos shloft ir?»

Simon Laks war ein «Überlebender aus Warschau». Jetzt entdeckt man vor allem seine Lieder wieder. Ein Essay

Simon Laks wurde am 1. November 1901 in Warschau geboren. Am selben Tag wie der bedeutende Musikwissenschaftler Hans Heinz Stuckenschmidt, der am 1. November 1901 in Strasbourg das noch recht optimistisch leuchtende Licht der Welt erblickte. Stuckenschmidt verbat man bereits 1934 das Schreiben und Publizieren, hatte er sich doch nachhaltig für jüdische Musikerinnen und Musiker eingesetzt; und auch das Engagement für die Neue Musik, für den dissonanten Stachel im Hörfleisch aller autoritären Regime, war ein Grund für das von den Nationalsozialisten ihm aufoktroyierte Berufsverbot.

Ob sich die beiden – Laks und Stuckenschmidt – jemals persönlich begegnet sind? Unbekannt.

Als ein neuer Bekannter erscheint uns der Komponist Simon Laks mit seinem musikalischen Schaffen. Die beiden Komponisten Hans Krása und Viktor Ullmann sind uns heute gleichwohl noch vertrauter. Sie eint das schreckliche Schicksal des Todes im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Krása wurde am 17. Oktober, Ullmann am 18. Oktober 1944 ermordet. Laks überlebte Auschwitz.

Seine Mutter Sarah war Tochter eines Weinhändlers und gab Polnisch-Unterricht; Vater Isaac arbeitete als Versicherungskaufmann. Eine jüdische ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Essay, Seite 62
von Arno Lücker

Weitere Beiträge
Tchi tchi, boum boum

Der Argwohn war groß, die Erleichterung noch größer. Fachfremde Berühmtheiten, die Opern zu inszenieren versuchen, fallen meist auf die Nase. Nicht so Christian Lacroix, einst gefeierter Couturier, heute gefragter Kostümbildner für die Bühne. Mit Offenbachs «La vie parisienne» an der Opéra de Rouen Normandie hat der 70-Jährige seinen Regie-Einstand magna cum laude...

Schamlos schön

Der Psychokrimi «Die tote Stadt» machte Erich Wolfgang Korngold früh weltberühmt. In seiner im Dezember 1920 parallel in Hamburg und Köln aus der Taufe gehobenen Oper balancierte das 23 Jahre junge Wiener Wunderkind traumwandlerisch zwischen expressionistischer Orchesterwucht und süßlich satten Vokallinien. Doch es folgte nicht der kühne Aufbruch in die Moderne,...

So groß der Schmerz

In der Bibel ist die Geschichte von Kain und Abel schnell erzählt. Ein paar Verse. Nicht mehr. Viele Fragen bleiben. Warum wird das eine Opfer angenommen? Warum das andere verschmäht? Warum verliert das Buch der Bücher kein einziges Wort über das Elternpaar Adam und Eva? Wie kommt es zu dem Brudermord? Und was hat es eigentlich mit dem Kainsmal auf sich? Wie sieht...