Großes Musiktheater als Heimkino
Seit dem Wiederaufbau des abgebrannten Hauses (1999) sucht das Gran Teatre del Liceu in Barcelona wieder in der Ersten Liga der internationalen Opernhäuser mitzuspielen. Einige jetzt auf DVD veröffentlichte Aufführungen sind da durchaus Erfolg versprechend, auch wenn es sich zumeist um eingekaufte Produktionen handelt.
Rossinis Krönungsoper «Il viaggio a Reims», die, anlassbedingt, nach nur wenigen Vorstellungen vom Spielplan verschwand und später vom Komponisten im «Comte Ory» in großen Teilen recycelt wurde, interessiert in jüngster Zeit die Theater und Regisseure wieder neu, obwohl oder gerade weil es sich dabei gar nicht um eine richtige Oper handelt, eher um eine abendfüllende szenische Kantate bzw. eine große Nummernrevue. Nach Luca Ronconi (Wien) und Dario Fò (Stockholm) hat sich in Barcelona Sergi Belbel des Stücks angenommen, ohne seinen Regie-Ehrgeiz allzu hoch zu schrauben (siehe OW 5/2003). Er zelebriert den Stillstand der Nichthandlung (internationale Kurgäste warten auf die Abreise nach Reims, die dann gar nicht stattfinden kann, und vertreiben sich die Zeit mit Gesang und Liebeshändeln), mischt sie mit einigen hübschen Einfällen auf (am schönsten die Parodie des ...
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Von allen Werken Wagners bereitet der einst so populäre «Lohengrin» heute die größten Schwierigkeiten. Der Dichter-Komponist hat hier ein auseinander strebendes Bündel an Motiven – Liebesutopie, Künstlerdrama, politische Parabel, Mysterium über die Zweideutigkeit des Heiligen – zum Weltanschauungstheater zusammengepresst. Und der ideologische Missbrauch, bis hin...
Was noch nie sich traf, danach trachtet ihr Sinn: Anna Viebrock, bekannt als Ausstatterin Christoph Marthalers und Jossi Wielers, führt inzwischen selbst Regie und bringt Ungewöhnliches auf die Bühne. Wie Frank Castorf des herkömmlichen Repertoires überdrüssig, vertheaterte sie erst Robert Walsers Roman «Geschwister Tanner», um nun mit einem Musiktheaterprojekt,...
Rossini gehörte nicht zu den Künstlern, die sich rasch entmutigen lassen. Was er selbst für gut hielt, behielt er auch im Falle eines Misserfolges bei. Sei es, dass er bereits geschriebene Musik einer seiner nächsten Opern einverleibte oder dass er gleich die gesamte Oper in neuer Version anderswo herausbrachte. Nachdem sein «Maometto II», der nach dem Urteil der...