Oper als pädagogisches Projekt
Es ist eine tieftraurige und ungewöhnliche Geschichte, die uns die Pariser Komponistin Isabelle Aboulker und ihr Librettist Christian Eymery sowie eine Hundertschaft von acht- bis vierzehnjährigen Sängerinnen und Sängern erzählen, eine Geschichte aus der fernen Historie und doch in mancher Hinsicht erschreckend aktuell: Vor der Côte d’Azur, zwischen Cannes und Marseille, liegt die Insel Levant. Das heutige Ferienparadies diente unter Napoleon III. als Straflager für Kinder.
In der «Colonie agricole de Sainte-Anne», angepriesen als Erziehungsheim, wurden zwischen 1860 und 1878 über tausend Kinder gefangen gehalten. Nach einem tagelangen Marsch quer durch Frankreich, von Paris nach Toulon, hatten sie auf der Insel bei Hunger und unter bedenklichsten hygienischen Bedingungen in Landwirtschaft und Werkstätten zu arbeiten. Mindestens eines von zehn Kindern starb an Unterernährung und unzureichender medizinischer Versorgung, und die verbleibenden neun waren gemäß heutigen Rechtsnormen unschuldig. Das häufigste «Vergehen» lautete denn auch meist: «vagabondage» – Straßenkinder würde man heute sagen.
Angeregt durch den Roman «Les Enfants de l’île du Levant» von Claude Gritti (1999), ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das alte Klagelied der Leichten Muse: Warum gibt es keine neuen, aktuellen Operetten mehr? Immer nur Wien, Wien, nur du allein, und natürlich Offenbach. Der schaute seiner Zeit und deren Gesellschaft bissig-witzig-aggressiv mit intelligenter Musik und pointierten Texten ins Gesicht und kalte Herz. Noch heute amüsiert uns das, die Machart vor allem, denn die...
Mit seinem ersten Operndirigat im auferstandenen «Teatro La Fenice» huldigte Venedigs Musikchef Marcello Viotti seiner besonderen Leidenschaft: der Pariser «Grand Opéra». Massenets Fünfakter «Le Roi de Lahore», ein seit langem wenig gespielter Klassiker der Gattung, erlebte unter Viotti, der zugleich auch eine kritische Edition der Partitur besorgte, eine...
Frau Jahns, Sie haben bereits Ende der achtziger Jahre in Dresden Schumanns «Liederkreis» auf die Bühne der Kleinen Szene gebracht. Damals war die Idee, Lieder als Mini-Opern zu interpretieren und zu visualisieren, etwas Neues. Was hat Ihr Interesse an szenischen Liederabenden ursprünglich motiviert?
Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, mich beim Singen zu...