Grenzgänger zwischen Klang und Wort
Die Zäune zwischen «absoluter» und «angewandter» Musik, also auch der für die Bühne, trennen seit je sogar die Komponisten. Assoziiert man die einen, fast reflexhaft, mit Oper: Monteverdi, Lully, Weber, Rossini, Donizetti, Verdi, Puccini, Bizet, Gounod, Massenet, Offenbach, so die anderen mit instrumentalen Genres: Scarlatti, Paganini, Chopin, Brahms, Bruckner, Sibelius, Varèse, Webern, Ives, Boulez, Xenakis, Kurtag. Nur bei einem scheint, schier Yin-und-Yang-haft, die interaktive Balance gewahrt: Mozart.
Und nicht nur das: So wie manche Opern-Finali parasinfonisch gesteigert wirken, so entdeckt man in Orchester-, Kammer- und Klaviermusik immer mehr immanent theatrale Charaktere, Situationen, Gesten. Unlängst hat Siegfried Mauser mit seiner Einspielung der Klaviersonaten erhellende Schlaglichter gesetzt, imaginäre Bühne und Eduard Hanslicks «Spiel tönend bewegter Formen» versöhnt.
Unter den wichtigen Komponisten der Gegenwart scheint diese wechselseitige Durchdringung der Sphären am weitesten getrieben bei Beat Furrer. Sieben gewichtige Werke für das Musik-Theater hat er bislang geschaffen – und dennoch zögert man, ihn als Opernkomponisten zu bezeichnen. Auch wenn sein jüngstes ...
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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Uraufführung des Jahres, Seite 47
von Gerhard R. Koch
Plüschwerk für harmoniebedürfige Abonnenten? Bequeme Polsterware für kassenbewusste Spielplangestalter? Dieses Image hat die Operette abgestreift. Fast überall vorbei die Zeit der Saubermann-Bearbeitungen aus den Wirtschaftswunderjahren. Her mit dem damals unterschlagenen dreckigen Ton, dem frechen Orchesterklang, dem scharfen Witz! «Rekonstruktion» lautet heute...
Strauss’ «Daphne» (mit Agneta Eichenholz in der Titelpartie) verortet Christof Loy «in einem Klima kaum mehr nur latenter Gewalt und permanenter männlicher Brunft» (OW 4/2015). Was am Theater Basel zu besichtigen war, «kann man das Prinzip Loy nennen. Es ist das Prinzip Verknappung, das Prinzip Andeutung.»
«Die Sache mit der großen Liebe, der wahren, alles...
Für ihre komische Oper «Esame di mezzanotte» entwarf Lucia Ronchetti eine mit Zitaten von Janequin bis Verdi gespickte, dramatisch wirkmächtige Partitur voll musikalischen Humors: Die auf Ermanno Cavazzonis Roman «Mitternachtsabitur» beruhende Groteske, in Auftrag gegeben vom Nationaltheater Mannheim, ist «Uraufführung des Jahres». Auch Beat Furrer schaut mit...
