Grandiose Schauer

Bonn: Schreker: Irrelohe

Opernwelt - Logo

Das Bonner Opernhaus hat Franz Schrekers «Irrelohe» ausgegraben und damit ein Schlüsselwerk der Moderne neu entdeckt. In der Nazizeit wurden die Opern des Halbjuden Schreker als «entartet» gebrandmarkt, und so verschwand auch das Stück mit dem schauderhaft schönen Titel in der Versenkung. Von der Renaissance der Schreker-Opern seit den achtziger Jahren profitierte die späte «Irrelohe» bislang wenig. Eine überfällige Wiederentdeckung also und kein Zufall, dass das Stück in Bonn herauskam.

Intendant Klaus Weise und Generalmusikdirektor Stefan Blunier haben die Pflege der klassischen Moderne zum Programm erklärt und bereits mehrfach Raritäten auf die Bühne gebracht.

Erzählt wird eine zwischen Schauerromantik und Erotikthriller oszillierende Geschichte. Das Grafengeschlecht Irrelohe steht unter einem Fluch: Die männlichen Nachkommen fallen zwanghaft über Frauen her und werden wahnsinnig. Dreißig Jahre ist es her, dass die Schankwirtin Lola vom Grafen vor den Augen der Dorfgemeinschaft vergewaltigt wurde. Ihr Sohn Peter ist ein Außenseiter, Lola hat ihm seine Herkunft verschwiegen. Der scheue junge Mann liebt die Försterstocher Eva, auf die jedoch auch der junge Graf Heinrich – Peters ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2011
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Regine Müller

Weitere Beiträge
Gesichter der Liebe

«Lettera amorosa» lautet der Titel eines Liebesbriefs aus dem Libro VII der Madrigale von Claudio Monteverdi. Die neun Minuten lange, dramatisch-theatralische Szene im kunstvoll-deklamatorischen und affektgeladenen Stil gab die Anregung für den Titel der neuen Anthologie von Magdalena Kozená. Im Beiheft heißt es, die Sängerin habe Musik dieser Art schon als...

Zwischen Spaßbad und Grusel-Show

Der Leipziger Gluck-Zyklus geht weiter. Nach «Alkestis» (siehe OW 6/2010) hat Peter Konwitschny als zweites Stück seiner Auseinandersetzung mit dem Opernreformator die 1774 für Paris entstandene «Iphigenie in Aulis» inszeniert. Wieder geht es ihm – gut ideologiekritisch – darum, das Frauenopfer als Metapher und Basis der modernen Zivilisation freizulegen. Die...

Tod der Toblerone!

Auf leerer Bühne treibt eine Insel in den charakteristischen Formen der Schweiz ziellos über den See, während im Hintergrund eine Europa-Karte funkelt: Das Schlussbild der Zürcher Neuproduktion von Rossinis «Guillaume Tell» fasst aktuelle Probleme der Schweizer Befindlichkeit in ein prägnantes Bild. In Adrian Marthalers Inszenierung sind die mythischen Ereignisse...