GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG

Zweimal Händel: «La Resurrezione» mit The English Concert, «Semele» mit dem Millenium Orchestra und Chœur de Chambre de Namur

Anlass, Datum und Ort waren mit Bedacht gewählt. Pünktlich zur alljährlich gefeierten Wiederauferstehung Jesu Christi, am Ostersonntag Anno Domini 1708, erlebte Georg Friedrich Händels Oratorium «La Resurrezione» seine prunkvolle Uraufführung in der ewigen Stadt. Im salone d'onore al piano nobile des Palazzo Bonelli war eigens dafür eine Bühne errichtet worden, an der Rückwand prangte ein dem biblischen Thema würdiges Gemälde des italienischen Malers Michelangelo Cerruti.

Auch in musikalischer Hinsicht hatte der auftraggebende Marchese Francesco Maria Ruspoli keine Kosten gescheut: Vor dem dirigierenden Komponisten saß ein 50-köpfiges, von Arcangelo Corelli angeführtes Orchester. Das war üppig. Aber es lohnte sich. Denn jedem im Saal war spätestens nach knapp zwei Stunden klar, dass es sich bei «La Resurrezione» um ein ebenso frühes wie fulminant-frühreifes Werk handelte. Dies kann man nun auch in der Neuaufnahme mit dem von Harry Bicket souverän und leichthändig geleiteten The English Concert deutlich hören. Wie sein Vorläuferwerk «Il Trionfo del Tempo e del Disinganno», auf dessen Ouvertüre Händel in der instrumentalen Sonata rekurriert, sprüht auch «La Resurrezione» vor szenisch ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 6 2022
Rubrik: CDs, DVDs, Bücher, Seite 39
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
«Ich brauche den DIALOG»

Frau Loschky, mit Ihrer Inszenierung von Christian Josts Musiktheater «Rote Laterne» 2016 am Opernhaus Zürich sind Sie erstmalig in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit getreten. Hat diese Initialzündung Ihr Leben verändert? Brauchten Sie das, um der Opernwelt zu zeigen, was Sie können? Und war es wichtig für das, was man gemeinhin mit dem zweifelhaften...

Buch des Monats: ORCHIDEE IM EINMACHGLAS

Es ist seltsam. Es ist seltsam, ein Buch in die Hand zu nehmen, dessen Autor vor kurzem erst verstorben ist. Man sieht ihn vor sich, aber man weiß zugleich: Er ist nicht mehr da. Der Verlust, wenngleich kein persönlicher, wiegt schwer. Denn man verdankt diesem Autor (und Regisseur) etliche Stunden der Lust, der Heiterkeit, der politischen Auseinandersetzung, des...

Marmor, Stein und Knickhalslaute

Franz Schreker war sein eigener Librettist. So konnte er sein musikdramatisches Lebensthema noch kompakter an den Mann bringen: das Verhältnis von Traumwelt und Realwelt, das Mit- und Gegeneinander von Kunst und politischem, privat-lebensweltlichem Alltag. Seine Oper «Der Schatzgräber» entstand in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Nach der Frankfurter Uraufführung...