GELUNGENES WAGNIS

Gounod: Roméo et Juliette KAISERSLAUTERN | PFALZTHEATER

Oper light war gestern: Bei der Premiere von Gounods «Roméo et Juliette» wurde in Kaiserlautern wieder aus dem Vollen geschöpft: Rosarote Flamingos, glitzernde Kugelfische, Hummer, Libellen, schillernde Pfauen und anderes Getier rotierten in wildem Farbwirbel über die Bühne. Nach den vielen abgespeckten Kammerfassungen, die in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt auf den Opernspielplänen den Ton angaben, wirkte die Rückkehr der Grand Opéra auf die Bühne des Pfalztheaters wie ein Befreiungsschlag.

Erstmals war dort wieder ein Werk in voller Orchesterbesetzung mit großem Chor und Extrachor zu erleben. 

Sowohl das von Daniele Squeo dirigierte Orchester, das im Vorspiel mit stürmischen Streicherbewegungen und dramatischen Bläserfanfaren aufbrandete, als auch der von Gerhard Polifka geleitete Opernchor, dessen kernig-fokussierter Gesang eine düstere Spannung erzeugte, die sich wie ein Schwelbrand durch das gesamte Stück ausbreitete, schienen auf diesen Moment gewartet zu haben. Die explosive Macht der Musik bildeten in Mareike Zimmermanns Inszenierung gemeinsam mit den fantasiereichen Kostümen einen effektvollen Kontrast zur kargen steinernen Gebäudekulisse, die Ausstatterin ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 59
von Silvia Adler

Weitere Beiträge
VERWEGENER RÜCKBLICK

Der Versuch zurückzublicken, das lehrt der Mythos von Orpheus und Eurydike, kann mit dem endgültigen Tod enden. In der Inszenierung und Choreografie, die Pina Bausch von Christoph Willibald Glucks «Orpheus und Eurydike» entwarf, lässt sich das sogar bei zwei Paaren im selben Bild erleben. Schließlich bestand bei der Premiere im Jahr 1975 eine der Neuheiten darin,...

FUNKELNDE SMARAGDE

Ist so etwas denkbar? Ein Komponist, der von sich selbst sagt, auf ihn treffe diese Bezeichnung gar nicht zu? Federico Mompou, glamouröser Außenseiter und Schöpfer etlicher irrlichternd-poetischer Klavierstücke, vertrat diese Ansicht, und das mit vollem Ernst: «Ich habe immer dagegen protestiert, wenn man mich einen Komponisten genannt hat – ich bin kein Komponist...

KLANGZAUBER

Sie waren wohl das, was man ein Traumpaar nennt: der Regisseur Luc Bondy und der Komponist Philippe Boesmans. Vier Arbeiten realisierten die beiden fantasiebegabten Naturen, drei davon am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, wo Boesmans seit Mitte der 1980er-Jahre als Hauskomponist wirkte; er schrieb die Musik, Bondy verfasste das Libretto, führte Regie. Und...