GELUNGENES WAGNIS

Gounod: Roméo et Juliette KAISERSLAUTERN | PFALZTHEATER

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Oper light war gestern: Bei der Premiere von Gounods «Roméo et Juliette» wurde in Kaiserlautern wieder aus dem Vollen geschöpft: Rosarote Flamingos, glitzernde Kugelfische, Hummer, Libellen, schillernde Pfauen und anderes Getier rotierten in wildem Farbwirbel über die Bühne. Nach den vielen abgespeckten Kammerfassungen, die in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt auf den Opernspielplänen den Ton angaben, wirkte die Rückkehr der Grand Opéra auf die Bühne des Pfalztheaters wie ein Befreiungsschlag.

Erstmals war dort wieder ein Werk in voller Orchesterbesetzung mit großem Chor und Extrachor zu erleben. 

Sowohl das von Daniele Squeo dirigierte Orchester, das im Vorspiel mit stürmischen Streicherbewegungen und dramatischen Bläserfanfaren aufbrandete, als auch der von Gerhard Polifka geleitete Opernchor, dessen kernig-fokussierter Gesang eine düstere Spannung erzeugte, die sich wie ein Schwelbrand durch das gesamte Stück ausbreitete, schienen auf diesen Moment gewartet zu haben. Die explosive Macht der Musik bildeten in Mareike Zimmermanns Inszenierung gemeinsam mit den fantasiereichen Kostümen einen effektvollen Kontrast zur kargen steinernen Gebäudekulisse, die Ausstatterin ...

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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 59
von Silvia Adler

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