Gold, Pink, Camp
Auf der Bühne dreht sich langsam ein angeschnitter Kubus im Bauhaus-Stil. Oben in einem verglasten Raum schmiegt sich blaues Ethnokleid an pinke Funktionsweste, schwarzes Haar an Rockerglatze, presst sich Mund an Mund: Zwischen Aida und Radames ist alles klar in Zagreb. Sie knutschen, bis Anubis seine Nüstern dazwischenschiebt. Knallpink der Gott des Totenkults, knallpink auch die Roben der Priester, die lüstern die Pharaonentochter beäugen.
Amneris bringt immer nur die Priester zum Gaffen; Radames ist egal, ob sie sich auf einem Fell in Negligé (pink) und Perlenkappe räkelt oder im weißen Badeanzug im Bad aalt. Pink, Gold, Camp. Und hygienisch kahlgeschoren. So sieht er aus, der Soldatenstaat der Ägypter. Ramfis weiht das Schwert, indem er einen Jüngling an den Füßen aufhängt und ihn dann aufschlitzt wie ein Schwein, wobei der tuntige Knabe high wirkt und sich bis zum letzten Augenblick prächtig zu amüsieren scheint. Party und halbherzige Brutalität, das fasst Balázs Kovaliks Inszenierung ganz gut zusammen. Dazu ägyptisches Altertum mit einer Prise brasilianischen Karnevals: Auf der Siegesparty fliegen die Beine der Tänzer, wogen Federbüsche, wackeln Pharaonenkronen. Die besiegten ...
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Opernwelt März 2013
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Wiebke Roloff
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