Glaube, Liebe, Hoffnung
Fünf Grad, Regen, Wind: Wir wissen nicht, wie viele Demonstranten sich bei anderem Wetter eingefunden hätten. So bleibt es bei einem halben Dutzend in der Hofstallgasse, das der vorbeihastenden Gala-Gemeinde ein «Netrebko, no stage!» entgegenruft. Vielleicht ist es auch ein Symptom. Auftritte der Diva sind, zumindest im südlicheren Europa, inzwischen fast Normalfall. Zumal hier, in Salzburg, wo die Osterfestspiel-Premiere ausgerechnet mit dem chorischen Appell «Feste e pane» anhebt.
Dabei ist «La Gioconda» für das Festival eigentlich ein Unding.
Nur zwölf Opern-Hits vertrage das österliche Spektakel mit seinen Ticket-Preisen bis zu 490 Euro, rechnete der ehemalige Intendant Peter Ruzicka vor. Nachfolger Nikolaus Bachler setzt für das kaum gespielte Bühnenwerk von Amilcare Ponchielli auf hohe Star-Dichte. Das Ergebnis: drei ausverkaufte Abende, Standing Ovations. Für Anna Netrebko kommt die Titelpartie gerade recht. Diese bewegt sich gern in der Mittellage mit gelegentlichen Ausflügen in Bereiche oberhalb des Notensystems. Dafür setzt die Netrebko ihr feines Flötenregister ein. Ansonsten hört man Reichhaltiges, eine satte, dunkle Substanz, eine Lust zur Offensive. Wie schon im ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Markus Thiel, Jürgen Otten
Den Manrico hat er schon vor zwei Jahren in Barcelona riskiert, den Canio gerade in Hamburg, der Cavaradossi ist seit Jahren eine Signetpartie. Vittorio Grigolo geht den Weg (fast) aller italienische Tenöre, denen das Lyrische – aus welchen Gründen auch immer – nicht genug ist. Dass seine klingende Visitenkarte «Verissimo» heißt und vielleicht falsche Erwartungen...
Am Ende kratzte man sich den Kopf. Sicher, das kann bei Uraufführungen schon mal vorkommen. Aber es ist doch eine Seltenheit, dass immer auch das Gegenteil dessen zumindest nicht ganz falsch ist, was man zugunsten einer Aufführung sagen oder als Kritik an ihr einwenden möchte. Dieser Abend war gute drei Stunden lang lähmend und erfrischend, locker und verkrampft,...
Neben der nicht mehr zu diskutierenden Ex-Routine des Blackfacings beinhaltet Verdis «Otello» einen Mordfall, dem die Wendung «Verbrechen aus Leidenschaft» noch immer etwas Beschwichtigendes mitgeben kann. Der Begriff «Femizid» hingegen stellt einen anderen Zusammenhang her: Der Titelheld wird zu einem gewalttätigen Mann unter zahllosen anderen gewalttätigen...