Geometrie des Mythos
Wie im vergangenen Jahr «Das Rheingold», so boomt in dieser Spielzeit «Die Walküre» – auf dass der Wagner-Geburtstag 2013 gebührend mit der kompletten Tetralogie gefeiert werden kann. Unter den europäischen «Ring»-Projekten betreibt die vergleichsweise junge Oper in Sofia gewiss das mit dem größten finanziellen Handicap, und trotzdem liegt sie beeindruckend gut im Rennen. Seit 2009 ist die Minderheitsregierung mit Bojko Borissow als Ministerpräsident im Amt. Er fährt einen rigorosen Sparkurs, was ihm wenig Beliebtheit verschafft.
Zwar litt unter den Budgetkürzungen die Kultur vergleichsweise weniger, aber ohne die mühselige Suche nach Sponsoren wäre das Opernhaus nicht zu bespielen. Die bulgarische Wirtschaft ist gegenüber der der europäischen Partner weit zurück, am meisten profitieren vom zaghaften Aufschwung ausländische Investoren. Wenn man durch Sofia geht, sieht man deren Duftmarken an jeder Ecke; von der Raiffeisenbank zu MacDonalds, von Toyota und Volkswagen zu Unicredito. Und für die ist die Oper von Sofia (noch) kein lohnendes Sponsorobjekt. Das könnte sich ändern. Das künstlerische Potenzial ist vorhanden, insbesondere im vokalen Bereich. Bulgarien scheint ein ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Dietmar Polaczek
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Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu: In der Kunst geht nichts ohne Form. Die besten Ideen verblassen und alle kreative Energie verpufft, wenn es keinen Rahmen, keinen roten Faden gibt, die ästhetische (Ent-)Äußerungen fokussieren. Das gilt erst recht für Strategien, die künstlerische Wahrheit aus der Verletzung etablierter Regeln und Kodes oder...
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