Geisterstunde
«Erich, nix baden – komponieren!», so sprach (laut Überlieferung durch Karl Böhm) einst während eines Urlaubsaufenthaltes am Wörthersee der gestrenge Wiener Musikkritiker Julius Korngold zu seinem noch unmündigen Sohn Erich Wolfgang. Das Resultat war die Renaissance-Tragödie «Violanta» – nach der Konversationskomödie «Der Ring des Polykrates» bereits die zweite Oper des begabten jungen Mannes. Beide Werke erfuhren die große Ehre, 1916 durch Fritz Busch am Münchner Hof- und Nationaltheater uraufgeführt zu werden, und beide sind heute nahezu vergessen.
Zu Unrecht, wie eine Produktion des «Ring des Polykrates» jüngst in Lübeck (siehe OW 4/2012) und jetzt ein neuer Blick auf «Violanta» in Bremerhaven beweisen. Mehr noch als sein heiterer Vorgänger scheint das ernste Schwesterwerk mit seiner emotionsgepeitschten Handlung einen Nerv unserer auf sensationelle Unterhaltung gepolten Zeit zu treffen: Das Libretto (es stammt sinnigerweise von Hans Müller, der später den Text zum «Weißen Rössl» verfassen sollte) lässt weder lodernde Leidenschaften noch Verbrechen wie Vergewaltigung oder Rachemord aus und steht damit einer TV-Serie wie den jüngst so erfolgreichen «Borgias» in nichts nach.
In ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Gerhart Asche
«Geschafft!», muss der Musiktheaterfreund dem Buchtitel entgegnen. «Zu schauen kam ich…», diesen Halbsatz des zum Wanderer gewandelten Wotan, hat die renommierte Theaterfotografin Monika Rittershaus als Titel ihres Doku-Bandes über Wagners «Ring des Nibelungen» gewählt. «…nicht zu schaffen», geht der Satz weiter – und dem ist eben zu widersprechen: Das Frankfurter...
God save our gracious Queen. Aus dem Schaufenster eines Souvenirladens an der Piazza von Covent Garden sehen wir im Vorbeigehen die Königin winken, ein putziges Figürchen, angetrieben über eine Solarzelle; das Winken scheint daher endlos, vielleicht noch mal eine diamantene Spanne lang. Im Royal Opera House blicken wir dann auf die andere Langzeitdienerin am...
Das Klavierlied nimmt im kompositorischen Schaffen der großen Operndiva Pauline Viardot-Garcia die zentrale Stellung ein. An die 150 Titel nennt ihr Werkverzeichnis, und wie es bei einer so polyglotten Künstlerin nicht anders sein kann, in fast allen europäischen Sprachen. Die 45 russischen Lieder, von denen die Hälfte jetzt bei dem kleinen französischen Label...