Gefährliche Liebschaften
Dass Benjamin Britten und zahlreiche andere Komponisten des 20. Jahrhunderts um die Schönberg’sche Dodekaphonie und deren Folgen einen Bogen schlugen, war nicht nur das Resultat eines ästhetisch begründeten Unbehagens. Die Reserve gegenüber den Konstruktionen der Zwölfton-Avantgarde hatte auch handfeste rezeptionspolitische Gründe: Man wollte, statt bloß im Kreise eingeweihter Spezialisten zu glänzen, lieber das breite Publikum erreichen.
Zum Typus des pragmatischen Tonsetzers, der sich weniger als Missionar einer bestimmten stilistischen Wahrheit denn als Dienstleister für den Konzert- und Theaterbetrieb versteht, zählt zweifellos auch der 1963 geborene Wahlberliner Christian Jost. Bislang tat sich Jost vor allem mit Kammermusik, Solokonzerten und Symphonien hervor. Nun legte er seine erste abendfüllende Arbeit für die Bühne vor – im Auftrag der Deutschen Oper am Rhein und unterstützt vom Kultursekretariat des Landes Nordrhein Westfalen.
«Vipern. Eine mörderische Begierde in vier Akten» haben der Komponist und sein Librettist Tim Coleman das knapp zweistündige Opus genannt – eine schwül-groteske Kriminalgeschichte, die auf ein Drama der beiden Shakespeare-Zeitgenossen Thomas ...
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Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt hat durch ihren Darstellungsstil nicht nur die literarische Produktion ihrer Zeit wesentlich inspiriert, sondern auch auf die italienische Oper einen großen Einfluss gehabt. Tosca, Fedora, Adriana Lecouvreur gehörten zu ihren erfolgreichsten Rollen. Ihr melodischer Sprechgesang machte deutlich, dass diese Stücke...
Und das soll er also sein – einer der «wenigen deutschen Weltstars des Films», wie ihn die Deutsche Oper Berlin ankündigt. Der Herr, der uns gegenüber sitzt, ist ein freundlicher Mittsechziger, den man als unauffällig bezeichnen würde, hätte man ihn nicht schon so oft über rote Teppiche schreiten oder im Bildteil von Schriftsteller-Biografien auftauchen sehen. Ja,...
Von Antonín Dvoˇráks zehn Opern hat es mit «Rusalka» gerade mal eine ins internationale Repertoire geschafft. «Jakobín» («Der Jakobiner») dagegen blieb schon wegen seines ausgeprägt folkloristisch und parodistisch überwölbten ernsten Sujets ein Außenseiter, der auch den Komponisten dramaturgisch nicht überzeugte – weshalb Dvoˇrák Jahre nach der Uraufführung (1889)...