Silber und Satin

Berlin, Strauss: Der Rosenkavalier

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Bevor sich der Vorhang der Deutschen Oper Berlin an diesem Januar-Abend hob, dürfte sich die Neugier vieler Besucher darauf beschränkt ­haben, Deborah Voigt in ihrem Rollendebüt als Marschallin zu sehen. Hieß es doch, die bis vor kurzem bedenklich übergewichtige Diva sei nicht mehr wiederzuerkennen, seit sie ihren Magen auf die Größe einer Walnuss habe verkleinern lassen und über vierzig Kilo abnahm. Jetzt räkelt sich Voigt dort vorne auf der Bühne zwischen cremefarbenen Satinlaken und schmunzelt.

Und lässt den Träger ihres Negligés wie zufällig von der Schulter gleiten, das kann sie sich leisten. Voigt hat sich in eine aus­gesprochen schöne Frau verwandelt, aber das ist nicht das eigentliche ­Wunder dieses «Rosenkavaliers». Das offenbart sich darin, wie Voigt die Marschallin singt und gestaltet. Als wäre Marie Theres eine gute Freundin und ein Stück von ihr selbst. Eine Frau, die mitten im Leben steht und ­dieses Leben genießt. Frisch, natürlich, ganz ungekünstelt, mit leichten Händen und leichtem Herzen, selbstbewusst, spielerisch und, wenn's sein muss, sehr bestimmt. Voigts Textverständlichkeit, ihre genau durchdachte Wortbehandlung übertrifft die ihrer Kollegen an diesem Abend ...

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Opernwelt März 2005
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Jochen Breiholz

Vergriffen
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