Formvollendet
Ja, die Dresdner Staatsoperette ist weit draußen. Aber die lange Anfahrt in den Vorort Leuben wird versüßt von der herrlichen Kulisse der bürgerlichen Wohnhäuser und Villen, die am Elbhang liegen. Vorbei geht’s am Rohbau der Waldschlösschenbrücke, der viel schlimmer als erwartet in dieses Gesamtkunstwerk einschneidet. Ein Anblick, der nur durch Verdrängung zu ertragen ist.
Dann steht man schon vor dem ehemaligen Gasthof, in dem sich nach dem Krieg, als alle Theater der Dresdner Altstadt in Trümmern lagen, das einzige selbstständige Operettentheater Deutschlands entwickelt hat – ein von der Stadt finanziertes Juwel. Rechnet man Vorläufereinrichtungen hinzu, reicht die Tradition der Staatsoperette über 200 Jahre zurück. Heute zeigt sie neben Operetten auch Musicals und Spielopern: «Hänsel und Gretel», «Carmen», «Zauberflöte». Im Mittelpunkt stehen aber die beiden Gründerväter des Genres, Jacques Offenbach und Johann Strauß. Von Strauß bringt das Haus nicht nur Bekanntes, sondern auch seltene Stücke, von denen etwa «Das Spitzentuch der Königin» auf CD (bei cpo) erschienen ist. Weil es in einer chronisch von Kürzungen bedrohten Kulturlandschaft immer gut ist zu zeigen, was man hat, hat ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Udo Badelt
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Eine Story wie aus einem Boulevard-Blatt: Ein Haus steht zum Verkauf. Nadja, deren Eltern kürzlich verstorben sind, führt die Interessenten in Begleitung des Maklers Axel Freund durchs Haus. Als Nachbarn enthüllen, dass hier Blut geflossen ist – Nadjas Mutter erstach ihren Mann, bevor sie sich selbst das Leben nahm, denn Nadja «stand wohl dem Vater zu nah» –...
Ein bemerkenswerter, ein großer Stoff von weltgeschichtlicher Relevanz – und eine bemerkenswert konzise Umsetzung. Wo andere – wie etwa Thomas Mann in seinem «Fiorenza»-Drama – mit breitem Pinsel den Kontrast ausmalen zwischen lebensbejahender Renaissance und dem asketischen, von religiösem Fanatismus geprägten Mönchstum Savonarolas, schafft Volker David Kirchner...