Welthistorie, kurz gefasst
Ein bemerkenswerter, ein großer Stoff von weltgeschichtlicher Relevanz – und eine bemerkenswert konzise Umsetzung. Wo andere – wie etwa Thomas Mann in seinem «Fiorenza»-Drama – mit breitem Pinsel den Kontrast ausmalen zwischen lebensbejahender Renaissance und dem asketischen, von religiösem Fanatismus geprägten Mönchstum Savonarolas, schafft Volker David Kirchner es tatsächlich, die Problematik der Epoche in einer knappen Musiktheaterstunde exakt zu umreißen.
Der auch früher schon zu beobachtende Hang des Komponisten zum Aphoristischen findet in diesem Alterswerk, das er im Untertitel ein «Szenisches Purgatorium» nennt, seine vielleicht präziseste Realisierung: in mosaikartig zusammengesetzten Kurzszenen, getragen teils von rhythmischem Sprechen, teils von sanglichen Passagen, grundiert durch ein variabel abgetöntes Orchester sowie einen vielfältig eingesetzten Chor. Dabei entstehen Klänge von höchst suggestiver Wirkung, eigenwillig in ihrer stilistischen Prägung. Avantgardistisches mischt sich mit Traditionellem, ohne dass der Komponist der Gefahr des Eklektizismus erliegt oder sich in reinem Schönklang verliert. «Für mich ist die Tradition ein Kapital; vierhundert Jahre Musik, ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Gerhart Asche
«Madama Butterfly» ist immer wieder Sentimentalität vorgeworfen worden. Ein rezeptionsgeschichtliches Missverständnis? Bei der Mailänder Uraufführung 1904 zumindest wurde das Werk keineswegs als exotisches Rührstück wahrgenommen, sondern als Provokation. Die Premiere bescherte Puccini ein Desaster, es kam ob der deutlich formulierten, massiven Sozial- und...
Frau Breth, «Wozzeck» war Ihre erste Opernregie in Berlin. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sie deswegen nervös werden. Oder doch?
Stimmt, es ist mir relativ wurscht, wo ich inszeniere. Die Bedingungen müssen gut sein. Mich interessieren das Werk, der Dirigent und die Sänger. Das kann sonstwo sein.
«Wozzeck» ist ein einsames Meisterwerk. Vereinfacht das Ihre...
Unsinn, du siegst, und ich muss untergeh’n...» So etwa mögen ein paar Unzufriedene nach der Premiere von Strauss’ «Salome» bei den Osterfestspielen Salzburg geätzt haben. Das Zitat aus Schillers «Die Jungfrau von Orleans» kommt einem freilich auch in den Sinn, wenn man liest, dass Simon Rattle das Festival in einem Interview als «ökonomischen Unsinn» bezeichnete....