Unausgewogen
Ist es das Auge Gottes? Eine riesige Linse spannt sich sich quer über die Bühne – die alles sehende, alles beobachtende, unverrückbare Konstante dieses Breslauer «Parsifals». Sie zeigt mythische Bilder: einen See, abstrakte Spiralen, kosmische Galaxien. Im Vordergrund kreist eine Treppe auf versenkbarer Drehbühne. Der Grundton ist ein arktisches Blau, es kontrastiert mit dem blendenden Weiß der Gralsritter, die lange und ebenfalls weiße Haare tragen.
Die Inszenierung von Georg Rootering (Regie) und Lukas Noll (Bühne) schwelgt in einer eigenen, kühlen Schönheit, droht aber in dieser streckenweise auch zu erstarren.
Das ist schade, denn die Breslauer Oper will in ihrem 65. Jahr Wagners Musik in Polen weiter neues Leben einhauchen. Um 1900 und im Warschau der 20er-Jahre seien vor allem die frühen, romantischen Werke Wagners sehr populär gewesen, erzählt das Programmheft. Doch dann war ein halbes Jahrhundert Funkstille, bis zu August Everdings Warschauer «Ring» von 1988/89. Breslaus Intendantin Ewa Michnik tat sich 2003-2006 mit der zweiten kompletten Produktion des Zyklus hervor, zur «Rheingold»-Premiere war Wolfgang Wagner das erste Mal nach Polen gereist. Was den «Parsifal» ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Panorama, Seite 35
von Udo Badelt
Wie im vergangenen Jahr «Das Rheingold», so boomt in dieser Spielzeit «Die Walküre» – auf dass der Wagner-Geburtstag 2013 gebührend mit der kompletten Tetralogie gefeiert werden kann. Unter den europäischen «Ring»-Projekten betreibt die vergleichsweise junge Oper in Sofia gewiss das mit dem größten finanziellen Handicap, und trotzdem liegt sie beeindruckend gut im...
Darauf, dass Mozarts «Così fan tutte» eine eher bitter als heitere Komödie ist, deutet bereits der ironische Untertitel «La scuola degli amanti» hin. Hinter dem Verwechslungszauber lauert ein grausames Kammerspiel mit eisiger Desillusionierungskonsequenz – das hat sich inzwischen flächendeckend herumgesprochen. Als harmlose Buffa unter Verschweigung von Mozarts...
Unsinn, du siegst, und ich muss untergeh’n...» So etwa mögen ein paar Unzufriedene nach der Premiere von Strauss’ «Salome» bei den Osterfestspielen Salzburg geätzt haben. Das Zitat aus Schillers «Die Jungfrau von Orleans» kommt einem freilich auch in den Sinn, wenn man liest, dass Simon Rattle das Festival in einem Interview als «ökonomischen Unsinn» bezeichnete....