Das Schweigen der Frauen: Helena Juntunen (Helena), Anne Sofie von Otter (Charlotte Andergast); Foto: Theater/Sakari Viika

Alptraumspiel

Aber durchaus erbaulich: Helsinki zeigt Ingmar Bergmans «Höstsonaten» als Oper. Sebastian Fagerlunds Adaption, von John Storgars plastisch dirigiert, hat musikalische Meriten, allerdings keine wirklich überzeugende Botschaft

Opernwelt - Logo

Kein Filmregisseur ist weltweit häufiger im Theater zu sehen als Ingmar Bergman. Riskant wird es, wenn ein cineastisches Kammerspiel wie «Höstsonaten» («Herbstsonate») die Opernbühne erobern soll: wenige Darsteller, kaum Handlung und lokales Milieu, dafür lange psychologisierende Dialoge, zudem eine unübertreffliche «Filmmusik» – Chopins Prélude a-Moll – in der zentralen Szene des Familiendramas.

Schließlich auch noch die große Ingrid Bergman! Welcher Komponist wäre so kühn oder leichtsinnig, nach dieser Vorlage zu greifen!? Und warum überhaupt? «Höstsonaten» besitzt eine immense Durchschlagskraft, eine seltene kathartische Wirkung, auch ohne Happy End. Sebastian Fagerlunds jetzt in Helsinki uraufgeführte Bergman-Adaption liefert es trotzdem nach. Und tut sich damit keinen Gefallen. 

Der originale Plot ist weitgehend gewahrt: Die umjubelte Pianistin Charlotte Andergast besucht nach langjähriger Pause ihre in einem norwegischen Pfarrhaus lebende Tochter Eva. Unerwartet stößt sie dort auch auf deren schwerbehinderte Schwester Helena. Überall hausen traurige Erinnerungen; Charlottes Lebenspartner Leonardo ist vor Kurzem verstorben, Evas vierjähriger Sohn Erik kam bei einem Unglück ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Volker Tarnow

Vergriffen
Weitere Beiträge
Tierisch gut

Es gibt auch noch gute Nachrichten aus der Türkei. Zum Beispiel, dass das Grimm’sche Märchen von den Bremer Stadtmusikanten dort ebenfalls sehr populär ist – als «Bremen Mızıkacıları». Zumindest behauptet das die Komische Oper Berlin auf ihrer Webseite. Jetzt hat sie mit Attila Kadri Sendil einen türkischen Komponisten beauftragt, die diesjährige Kinderoper zu...

Algorithmen, Rituale

James Joyce zu übersetzen, ist kühn genug. Ihn zu vertonen, mindestens ambitioniert, wenn nicht verwegen. Rebecca Saunders hat es versucht, in «Yes», einer «räumlichen Performance für Sopran, 19 Solist*innen und Dirigent», die als Auftragswerk des Musikfestes Berlin vom Ensemble Musikfabrik (Leitung: Enno Poppe) uraufgeführt wurde. Wenn man so will, als Antidot zu...

Apropos... Mozart

Frau Müller,  wenn ich Sie nachts um vier bitten würde, «Ach, ich fühl’s, es ist entschwunden» zu singen, was würden Sie sagen?
Ich würde es machen – wenn ich mich 20 Minuten einsingen darf. Es ist gut, wenn man nicht mit einer völlig ausgeruhten Stimme beginnt.

Singt sich Mozart auf der Bühne leichter, wenn man vom Lied kommt?
Ich denke schon. Man muss sich, seine...