Europa - nicht entführt, sondern zurückgekehrt
Alle Jahre wieder, am 7. Dezember, dem Tag des Mailänder Stadtheiligen Ambrosius, wird die Saison des Teatro alla Scala feierlich eröffnet. Die «Inaugurazione» ist – auch wenn der Saisonbeginn in den letzten Jahren durch Aufführungen im Herbst, die noch der jeweils vorangegangenen Spielzeit zugeordnet werden, etwas verwischt wird – ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges, vergleichbar mit dem Opernball in der Wiener Staatsoper.
In diesem Jahr freilich zog die Eröffnungszeremonie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich als gewöhnlich: Im Januar 2002 – nach der letzten Vorstellung einer «Otello»-Serie, mit der das Verdi-Jahr eingeleitet wurde – war das von Giuseppe Piermarini erbaute Gebäude im Zentrum der lombardischen Hauptstadt geschlossen worden. Der Opernbetrieb übersiedelte an die Mailänder Peripherie, ins größere, 2400 Besucher fassende und eigens gebaute Teatro degli Arcimboldi auf dem Gelände der ehemaligen Pirelli-Fabrik.
Erfolg der umfassenden Renovierungs- und Umbauaktion betrifft, regierte anfangs die Skepsis. Doch letzten Endes klappte es termingerecht: Mailand hat – nach fast dreijähriger Schließung – seine Scala wieder. Gefeiert wurde – in Zeiten wie diesen – unter ...
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