Erstes Haus, zweite Wahl
Im Mai 2010 wurde sie wie ein Staatsakt gefeiert – die Wiedereröffnung des Teatro Colón in Buenos Aires. Doch schon kurz nach dem weltweit beachteten Paukenschlag breitete sich am größten und bekanntesten Opernhaus Südamerikas wieder jener lähmende Krämergeist aus, der einen nachhaltigen künstlerischen Aufschwung blockiert. Schon Ende 2010 warfen Streiks alle Pläne für einen furiosen Neustart über den Haufen, im Februar 2011 lief wegen der Ausstände am Colón nichts mehr rund.
Im März legten die Musiker erneut ihre Instrumente nieder – weder das Hausorchester («Estable») noch die Philharmoniker zeigten sich spielwillig. Wie immer ging es ums Geld, um Beschäftigungsgarantien und die Pensionen. Dann kam Plácido Domingo in die argentinische Hauptstadt – und schaffte es, für seinen stürmisch bejubelten Konzertauftritt ein aus mehreren Klangkörpern rekrutiertes (Honorar-)Orchester zusammenzutrommeln. Die Probleme waren damit freilich nicht vom Tisch. Die neue Spielzeit konnte nur unter Vorbehalt verkündet werden, Abonnements bot man angesichts der Unwägbarkeiten gar nicht erst an.
Zum Auftakt der Saison 2011 zog man sich mit einer Sparversion von Ligetis «Le Grand Macabre» aus der Affäre: ...
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Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Pablo Bardin
Erich Wolfgang Korngolds Oper «Die tote Stadt» ist ein Reißer sondergleichen, mit allen Ingredienzen einer Erfolgsoper, und ganz zu Recht neuerdings wieder viel gespielt. Allerdings verbindet sich mit diesem Werk auch einer der traurigsten Opernmitschnitte, vergleichbar nur mit den Aufnahmen der letzten öffentlichen Auftritte von Maria Callas. Die Doppelrolle des...
Sie hatten sich gesucht und gefunden: der erfolgreiche Komponist und umtriebige Opern-Manager Gian Carlo Menotti und der nicht weniger umtriebige Weltklasse-Tenor Plácido Domingo, der später auch ein erfolgreicher Manager werden sollte. Sie waren verbunden durch das gemeinsame künstlerische Credo: Oper ist zum Singen da. Bei einem Abendessen während des Edinburgh...
Der 62-jährige Manfred Trojahn kann mit einigem Recht als typischer Vertreter der deutschen «Literaturoper» apostrophiert werden, wie sie die um eine Generation älteren Komponisten Hans Werner Henze, Giselher Klebe oder Aribert Reimann praktizier(t)en. Da mit Claus H. Henneberg (der für ihn Pirandellos «Enrico» bearbeitete) und Christian Martin Fuchs (der das...