Erotik, Metrik, Akrobatik
Sie konnten nur selten miteinander, vor allem aber nicht ohne einander. Seitdem es die Gattung Oper gibt, suchten Komponisten (gerne auch mal verzweifelt) nach Librettisten, die geeignet waren, ihre (also: der Komponisten) Visionen mit Text gleichsam zu «unterfüttern», zu beleben, zu erleuchten. So manches Genie war darunter, man denke nur an den großen Metastasio (der aber «Diener» vieler Herren war), oder an Felice Romani (auch er ließ sich nie allzu lange binden). Die vermutlich erste funktionierende Opern-Ehe führten Mozart und Da Ponte; ihre Trilogie ist Legende.
Doch auch danach kam es vor, dass sich zwei schöpferische Naturen vereinigten zum Wohle des zu schreibenden Werkes. Beispielsweise Giuseppe Verdi und Arrigo Boito oder Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Darüber fast in Vergessenheit geraten ist ein anderes Traumpaar der Musikgeschichte: Bohuslav Martinů und Georges Neveux
«Un bacio … un bacio ancora … un altro bacio …»: Wer Verdis «Otello» auch nur einmal gesehen hat, wird die letzten Takte der Oper nicht so einfach vergessen können: Der Titelheld stirbt als Selbstmörder – auf den Lippen die verzweifelte Sehnsucht nach (noch) einem (letzten) Kuss.
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Traumpaare, Seite 64
von Anselm Gerhard
Der unbeugsame Wille zur Macht wird ihm zum Verhängnis. Schon bei Shakespeare. Und ebenso in Giuseppe Verdis Vertonung, einem der dunkelsten Stücke aus der Feder des italianischen Komponisten. Macbeth wird letzlich Opfer seiner (Macht-)Fantasien. Wenn man Luca Salsi an der Wiener Staatsoper erlebt hat, weiß man, wie nahe er dem Irrsinn dabei kommt. Salsi entpuppt...
Die zurückliegende Opernspielzeit machte das Besondere des eigentlich Normalen für jeden greifbar: Live produzierte und rezipierte Bühnenkunst ist durch keine noch so ausgefeilten Online-Angebote wirklich zu ersetzten. Es ist ein Trost, dass einige der großen Häuser jede Möglichkeit, die ihnen die Pandemiebekämpfung erlaubte, offensiv nutzten, um für das Publikum...
Es ist eine der ältesten Opernfragen: «prima la parole?» Oder doch «prima la musica?» Die musikhistorische Wertung scheint da eine einfache Antwort zu kennen: Der Text einer Oper ist immer getreuer Diener von Frau Musica. Doch schon die inhaltlichen Handlungsvorgaben eines Musiktheaters rühren eben nicht so einfach aus dem Klingenden selbst, es bedarf hier schon...