Erlösung von Erlösern, bitte!
Jonathan Meese beim Schlussvorhang im Theater an der Wien: an Don Quichote und Räuber Hotzenplotz erinnernd, dem Publikum die Zunge herausstreckend und Löcher in die Luft boxend. Aber Achtung, fake news: Der da oben sein vermeintliches Unmeesen treibt, ist nicht der eigentliche JM (der soll einer der nettesten Menschen überhaupt sein), sondern die Kunstfigur, der «Meesias», der provocateur à la mode. Der mit dem Hitlergruß. Pardon: dem gerichtlich beglaubigten Meesegruß (der diesmal unterbleibt).
Da fällt einem unwillkürlich der lokale Berufsprovokateur Helmut Qualtinger ein, der vor Jahren im grantigsten Heurigen-Ton grölte: Bei mir seid’s alle im Oasch daham (jenseits der Schnitzelgrenze verkürzt zu übersetzen mit «Ihr könnt mich mal»). Das hätte an diesem Abend als ERZparole gut zu Meeses auf der Bühne zelebrierter Rache der Kunst an jeder «Pupsideologie» gepasst – aber durchaus auch als Losung für jene Zuschauer, die dem visuellen Konzept intellektuelle Flatulenz attestierten.
Der erprobte Kunstlautsprecher Meese ist ja auch im Fäkalidiom firm. Malen sei «wie Scheißen, natürlich und notwendig», behauptete er einmal in Berlin auf einer «Pressekonferenz zur Diktatur der Kunst». ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Gerhard Persché
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