Erkennen Sie die Melodie?
Wer hätte von der ehemaligen Chefdramaturgin aus Klaus Zeheleins vielgerühmtem Stuttgarter Grübler-Team ein Bekenntnis zur «Volksoper» erwartet? Diese Überraschung ist Juliane Votteler zu Beginn ihrer Augsburger Intendanz gelungen. Am Ende von Jaromir Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» jubelte das Publikum in gehobener Operettenstimmung. Anders gesagt: Zum Vergessen wäre dieser einstige Spielplan-Bestseller zu schade. Aber als Leitlinie kann er kaum dienen.
Das Bilderbuch-Spektakel um einen Musikus mit Herzensbindung und angeheirateter Vollpension, dessen Abenteuerlust von Mächten jenseits der guten Stube herausgefordert wird (erst der liebe Räuber Babinsky, dann die zickige Eisherz-Königin und schließlich der Teufel persönlich), hat viel wirkungssichere Musik. Weinberger konnte damit in den dreißiger Jahren große Dirigenten verführen. Das verständnisinnige Belächeln der ungenierten Anleihen bei verehrten Größen zwischen Puccini, Janácek und Smetana gehört in diesem Stück zum Genuss. Erkennen Sie die Melodie? Klar, jede!
Allerdings wankt die plakatierte Naivität («Unser Glück/ist Musik») unter dem Regiezugriff von Paul Curran. Er will vor allem raus aus der ...
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Nach Christof Loys eindrucksvoller Inszenierung von «Simon Boccanegra» in der letzten Spielzeit (siehe OW 7/2007) war die diesjährige Saisoneröffnung in Frankfurt mit Verdis «Don Carlo» eine herbe Enttäuschung. Regisseur David McVicar ließ sich von Brigitte Reiffenstuel aufwändig gestaltete historische Kostüme entwerfen und die solchermaßen herausgeputzten Figuren...
Die Komische Oper bemüht sich neuerdings auffällig, Kontinuität in der Tradition ihres Hauses herauszustellen. Während man auf Symposien über die Gemeinsamkeiten von Calixto Bieito und Walter Felsenstein diskutieren lässt und der Pausengast um Bronzetafeln zur Geschichte des Hauses und die Büste des Gründers nicht mehr herumkommt, inszeniert Andreas Homoki jene...