Erinnerungen einer Narzisse
Schon die fünfjährige Sylvia hat sich gern im Spiegel betrachtet, wie man einem ganzseitigen Schwarzweißfoto in ihrem Erinnerungsbuch entnehmen kann. Auch die 70-jährige Primadonna i. R. genießt die Freuden der Selbstbespiegelung sichtlich, doch diesmal in Form eines Buches, das sie selbst geschrieben hat, da sich der vorgesehene Ghostwriter als unfähig erwies, indem er etwa «Glyndebourne» zu «Kleinbonn» mutieren ließ.
Die Autorin wider Willen geht den ungewohnten Job frisch und unbekümmert an, plaudert frei und nicht ohne Humor von der Leber weg, setzt sich ins richtige Licht und teilt kräftig aus, wo sie sich schlecht behandelt fühlt(e). Da stehen viele Gedanken etwas unsortiert nebeneinander, da nimmt Marginales allzu breiten Raum ein, und man bedauert oft, dass der Beruf des Lektors im heutigen Verlagswesen anscheinend ausgestorben ist.
Die durchgehende Attitüde des «Bin ich nicht toll? Mich hätten Sie sehen sollen!» macht die Lektüre für alle diejenigen, die nicht zu den blinden Fans der Sängerin gehören, etwas schwer genießbar, zumal die Beschreibung eigener Erfolge sowie erlittener Kränkungen etwa die Hälfte des Buches einnimmt. Auch die privaten Abschnitte, die Geschichte ...
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Braucht Moskau wirklich eine Inszenierung der «Lady Macbeth von Mzensk» im Bolschoi Theater, um den Wert dieses Stückes zur Debatte zu stellen? Dass das Meisterwerk des jungen Schostakowitsch selbst in Russland nicht mehr tabuisiert wird, haben eine konzertante Aufführung unter Mstislav Rostropowitsch und, noch deutlicher, eine szenische Aufführung im Jahr 2001 an...
Gerade einmal elf Jahre sind verstrichen, seit das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, neben der seit 1882 in Bau befindlichen Kathedrale «La Sagrada Familia», das Heiligtum der katalanischen Kulturnation, bis auf die Grundmauern niederbrannte. Doch schon vor der Jahrtausendwende, am 7. Oktober 1999, konnte das Haus an den Ramblas seine Pforten wieder öffnen – im...
Virtuos ist diese Musik nicht, weil sie dem Orchester Virtuoses abverlangt. Das tut sie sowieso. Virtuos ist, wie sie zwischen der unerträglichen Leichtigkeit des Seins und der nicht weniger unerträglichen Ernsthaftigkeit des Scheins pendelt. Es ist ja, auch wenn man es oft lesen kann, nicht so, dass Schostakowitsch seine Titelheldin nur oder vor allem auf die...