Entfesseltes Theater
Dem Regisseur Dietrich Hilsdorf ist es gelungen, sich seit mehr als zwei Jahrzehnten den Ruf eines ewig jungen Wilden zu bewahren. Opernwerke wirken auf ihn wie Festungsanlagen. Diese wollen beschossen und danach erstürmt sein. Was danach kommt, präsentiert sich unterschiedlich. Entweder wird die Festung wieder aufgebaut, oder sie wird geschliffen. Dann bleibt vom ursprünglichen Bau nicht mehr viel übrig. Vor dreiundzwanzig Jahren hat Hilsdorf in Gelsenkirchen schon einmal Verdis «Otello» inszeniert. Jetzt also mit gewachsenen Erfahrungen am Theater Bonn.
Wenn der Vorhang hochschnellt, der Sturm im Orchester losbricht, blickt man sozusagen vom Kopfende her ins Schlafgemach Desdemonas, das sich auf einem hohen Podest, als Bühne auf der Bühne, befindet. Von allen Seiten stürmt der Chor auf die Szene, steigt durch Fenster, Türen und andere Öffnungen ins Schlafzimmer, wo Desdemona mit dem Volk ängstlich zum imaginären Meer im Zuschauerraum blickt. Wird sich der geliebte Mann und große Feldherr aus der Seenot retten können? Aus einer Luke unterhalb des Podests kriechen einige Arbeitsleute hervor, eilen durchs Parkett zum unsichtbaren Strand (dem Foyer) und schleppen den erschöpften ...
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Zwar reicht die Autobahn endlich ganz bis zur drittgrößten, 180 000 Einwohner zählenden Stadt Ungarns, doch empfängt Miskolc seine Gäste zunächst mit einem Dschungel realsozialistischer Plattenbauten. Schlagartig wird angesichts dieser Kulisse klar, dass zahlungskräftiges Publikum hier nur Mangelware sein kann. Vor sieben Jahren haben sich die damaligen Leiter...
Das Bild ist ein bekanntes, nicht nur, weil Edward Hopper es in verschiedenen Varianten gemalt hat. Einsam dort ein Mann, nächtens, in irgendeiner Bar irgendwo, den Kopf schwermütig auf den blankgewienerten Tresen gelehnt, niemand mehr ist da außer ihm und dem Wirt. Ein Gestrandeter, am Leben Verzweifelter, ein Mann, der die Welt nicht mehr versteht. Doch da ist...
Köln, 18. Mai 1957. Eröffnungsfestakt am Offenbachplatz für das neue Opernhaus. Otto Ackermann, Kölns damaliger GMD, dirigiert Beethovens dritte Leonoren-Overtüre, bevor – nach einigen Reden – Webers «Oberon» aufgeführt wird, mit der kurzfristig eingesprungenen Leonie Rysanek als Rezia.
Die Jahre des provisorischen Spielorts in der Aula der alten Universität waren...