Ensemblekultur
Faszinierend, wie produktiv ein Mensch als Schriftsteller und Komponist in einem hauptsächlich als Jurist verbrachten Leben sein kann. Zerknüllte Manuskriptseiten füllen am Münchner Gärtnerplatztheater bühnenhoch die Wände, die Sockel der über die Bühne verteilten Vitrinen verzeichnen nur einige der Werktitel E.T.A. Hoffmanns. Darunter die, die in die Oper über sein Leben eingeflossen sind: «Hoffmanns Erzählungen» von Jacques Offenbach.
Das kleinere der beiden Münchner Opernhäuser spielt, die eigene ältere Tradition aufgreifend, «Les contes d'Hoffmann» auf Deutsch; französisch erklingt, eine hübsche Idee, nur, was intertextuell als Gesang ausgewiesen ist. Wie die Puppennummer Olympias, die Ilia Staple brillant intonationsrein und überhaupt nicht piepsig abliefert. Jennifer O'Loughlin gestaltet Antonias Schicksal expressiv, wenngleich ihr Sopran, etwas zu glockig, den Wärmestrom schuldig bleibt. Die deutlich dunkler timbrierte Camille Schnoor schließlich verleiht Giulietta feurige Dominanz.
Die drei Sopranistinnen sind fest am Haus engagiert. Dass das Gärtnerplatztheater alle Rollen gleich zweimal aus den eigenen Reihen besetzen kann, lässt diesen «Hoffmann» zu einer echten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Stallknecht
Wer die Schönheit sucht, wird in den Filmen dieses Künstlers nur fündig, wenn er sich auf eine lange Reise begibt, vom Licht ins Dunkel. Filme von Michael Haneke sind eine Zumutung. Sie verstören, sie sind – dafür genügt es schon, allein «Funny Games» von 1997 anzuschauen – imstande, binnen zwei Stunden jeglichen Glauben an die Menschheit verlieren zu lassen. Sie...
Mit über 50 Produktionen seit seiner Uraufführung im Jahr 2000 an der San Francisco Opera arbeitet sich Jake Heggies Erstlingswerk für das Musiktheater zielstrebig ins Repertoire vor. Am Staatstheater Braunschweig setzt sich diese Erfolgsgeschichte von «Dead Man Walking» nun fort. Die Oper fußt auf den Erinnerungen der katholischen Ordensschwester Helen Prejean,...
Als sich 1720 im King’s Theatre am Londoner Haymarket erstmals der Vorhang zur Eröffnung der neugegründeten Royal Academy of Music hob, begann sogleich der Wettstreit um die Gunst des Londoner Publikums zwischen Händel und seinem wichtigsten Konkurrenten, dem Italiener Giovanni Bononcini. Im Jahr darauf schürte die Direktion das Feuer, indem sie die Rivalen zur...