Ensemblekultur
Faszinierend, wie produktiv ein Mensch als Schriftsteller und Komponist in einem hauptsächlich als Jurist verbrachten Leben sein kann. Zerknüllte Manuskriptseiten füllen am Münchner Gärtnerplatztheater bühnenhoch die Wände, die Sockel der über die Bühne verteilten Vitrinen verzeichnen nur einige der Werktitel E.T.A. Hoffmanns. Darunter die, die in die Oper über sein Leben eingeflossen sind: «Hoffmanns Erzählungen» von Jacques Offenbach.
Das kleinere der beiden Münchner Opernhäuser spielt, die eigene ältere Tradition aufgreifend, «Les contes d'Hoffmann» auf Deutsch; französisch erklingt, eine hübsche Idee, nur, was intertextuell als Gesang ausgewiesen ist. Wie die Puppennummer Olympias, die Ilia Staple brillant intonationsrein und überhaupt nicht piepsig abliefert. Jennifer O'Loughlin gestaltet Antonias Schicksal expressiv, wenngleich ihr Sopran, etwas zu glockig, den Wärmestrom schuldig bleibt. Die deutlich dunkler timbrierte Camille Schnoor schließlich verleiht Giulietta feurige Dominanz.
Die drei Sopranistinnen sind fest am Haus engagiert. Dass das Gärtnerplatztheater alle Rollen gleich zweimal aus den eigenen Reihen besetzen kann, lässt diesen «Hoffmann» zu einer echten ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Stallknecht
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