Endlosschleife, Parodie, Experiment
Wenn auf der Opernbühne jemand Karten spielt, bedeutet das meist nichts Gutes. Carmen zum Beispiel sieht plötzlich den Tod auf sich zukommen. Bei Hermann in «Pique Dame» geht es um die Sucht nach dem Spiel – und ebenfalls um den Tod. Auch in der neuen Oper von Seppo Pohjola wird mit Karten gespielt. Es geht aber nicht um den Tod, sondern um einen dramaturgischen Kniff. Das Spiel wird nämlich immer wieder unterbrochen von einem Polizeiinspektor, der auf der Suche nach versteckten Waffen ist. Viermal taucht er auf, mit immer denselben Worten.
Viermal wird er durch eine Gespenstergeschichte wieder hinauskomplimentiert. Die Oper ist also als Endlosschleife konzipiert. Jede Szene bildet eine weitere Drehung. Das Ganze beginnt und schließt mit einem Pizzicato-Regen. Nach dem letzten Takt könnte es wieder von vorne anfangen. Ein originelles Modell, das man eher bei instrumentaler Musik findet als bei Bühnenwerken. Seppo Pohjola (Jahrgang 1965) hat in der Tat viel Instrumentalmusik geschrieben und erprobt nun mit seinem Einakter «Die Jungfrau aus Harrbäda» eigene, eigenwillige Spielregeln. Trotzdem ist das Stück auf vergnügliche Weise unterhaltsam: eine quirlige Komödie mit Lokalbezug. ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 80
von Stephan Mösch
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