Passion für Verdi
Beim letzten und bisher einzigen Mal Oper waren die Beteiligten reif für die Kollektivbeichte. Ausgerechnet hier, wo das Leiden des Herrn seit einem Pestgelübde nachgestellt wird, ließ Salome ihre sieben Schleier fallen – damals, 1996, im Rahmen der Richard-Strauss-Tage und als Besuch des Mariinsky-Theaters mit Valery Gergiev. Nur alle zehn Jahre das Theater zur Messias-Verehrung nutzen? Das fanden die Oberammergauer schon seinerzeit ökonomisch irgendwie suboptimal.
Erst mit Christian Stückl, der neben der Tätigkeit als Intendant des Münchner Volkstheaters das Passionsspiel seiner Heimatgemeinde umkrempelte, wurde das anders. Damit die Dörfler das Schauspielern nicht verlernen (und Extra-Einnahmen generieren), gibt es seit 2005 sommerliches Extra-Theater. «Josef und seine Brüder» nach dem Roman von Thomas Mann zum Beispiel oder Shakespeares «Sommernachtstraum».
Der Schritt zur Oper lag nahe – schließlich hat sich Stückl schon in diesem Genre erprobt, erstmals 2004 in Köln mit «Fidelio» oder 2009 an der Bayerischen Staatsoper mit «Palestrina». Die ausgreifenden Chornummern, besonders die großen Tableaus machen Verdis «Nabucco» zum idealen Stück für Oberammergau. Auch weil dieser ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 100
von Markus Thiel
Franz Schrekers 1912 uraufgeführte Oper «Der ferne Klang», in der der Komponist Fritz auf der Suche nach dem «rätselhaft weltfernen Klang» seine Geliebte Grete verlässt, das Leben versäumt und die Liebe verspielt, ist ein Schlüsselwerk des Fin de Siècle. Schreker hat in das selbstgedichtete Libretto alles gepackt, was im Wien der Jahrhundertwende aktuell war – den...
Man sagt ja, Kriminelle kehren immer an den Ort ihres Verbrechens zurück. Wie jemand so blöd sein kann, war mir zwar immer schleierhaft. Aber es stimmt. Gilt auch für mich. Das muss ich jetzt einsehen. Offenbar ist mein krimineller Instinkt bloß ein bisschen lahm – ich habe mir 24 Jahre Zeit gelassen, bevor ich wieder in Aix aufschlug.
Als wir 1991 mit Brittens...
Niemals stand der Amerikaner Alan Curtis im Verdacht, der temperamentvollste, unberechenbar genialischste Überflieger der Alten Musik zu sein. Er wirkte besonnen, dienstfertig und defensiv. Führt man sich die enorme Zahl seiner Ersteinspielungen von Barockopern vor Augen, die eine Entstehungszeit von knapp einem halben Jahrhundert umspannen, so steht man betroffen...