Ein Strahlen von innen heraus
Natürlich tritt sie noch auf, nur eben auf der anderen Seite. Im Parkett der Wiener Staatsoper zum Beispiel, wo Christa Ludwig sich gern ansprechen lässt von den Fans. Auch im Festspielhaus Erl, weil sie einige Kilometer weiter gerade einen Meisterkurs gibt. Hof halten ist das weniger. Ein, zwei Minuten, schon ist man drin in einem Pausengeplauder, in Fachsimpeleien, die durchaus nicht lästerfrei sein müssen. Über Kollegen, Dirigenten, über diesen ganzen verrückten Opernzirkus, von dem sie sich am 14. Dezember 1994 in «ihrem» Wiener Haus verabschiedet hat.
Als bizarres, aufgetakeltes, von Alpträumen und Komplexen geplagtes altes Weib. Klytämnestra, die Rolle fiel ein wenig aus dem Bouquet ihres riesigen Repertoires. Die Ludwig sah das ganz praktisch: «Das war mein Elektra-Ersatz, weil ich so etwas Hochdramatisches nie singen konnte.»
Am 16. März feiert diese Jahrhundertsängerin ihren 90. Geburtstag, verschwunden war sie nie. Weil man sie an einschlägigen Orten noch erleben kann. Und weil man diesen Klang nicht aus dem Kopf bekommt: Christa Ludwigs Stimme war die sinnlichste, erotischste unter den Mezzosopranistinnen. Verführerisch, zugleich nobel, mit perfekt dosierter Opulenz, ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Magazin, Seite 73
von Markus Thiel
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