Editorial Opernwelt 3/24
Etwa die Hälfte der Opernhäuser weltweit steht in Deutschland. Würde man davon wiederum die Hälfte schließen, könnten Länder und Kommunen sicher ein paar Lücken in ihren chronisch überlasteten Etats stopfen. Auch bei einem Verzicht auf die Hälfte der 129 deutschen Berufsorchester wäre die kulturelle Grundversorgung noch nicht wirklich gefährdet. Ein ordentlicher Shuttleservice von Stadt zu Städtchen hier, ein paar mehr Streaming-Angebote da, dann geht das schon. Zu radikal? Zu forsch? Anscheinend nicht für den bayerischen Ministerpräsidenten.
Die Landesrundfunkanstalten, meinte Markus Söder kürzlich in Anlehnung an eine «Anregung», die der damalige ARD-Vorsitzende Tom Buhrow schon 2022 ins Spiel gebracht hatte, könnten problemlos auf 50 Prozent ihrer hauseigenen Klangkörper verzichten. «Die Qualität der Kultur wird da genauso stark sein», ist Söder überzeugt. Sozusagen als Vorschlag zur Güte, warum der Rundfunkbeitrag doch nicht steigen muss. Schließlich ist der umstritten, weil sich Teile der Bevölkerung in den Programmen der Rundfunkanstalten nicht abgebildet sehen. Fragt sich nur, warum Söder über Musik redet, wenn er Politik-Redaktionen meint. Vielleicht, weil sich hier mit ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Michael Stallknecht
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Flackerndes Licht überzieht die schwitzenden Körper mit psychedelisch bunten Farben. Ausgelassene junge Menschen recken die Arme zum Himmel und tanzen sich in Ekstase. Doch es gibt keine Musik. Die Szene gleicht einem Handyvideo ohne Ton, das in Slow Motion abgespielt wird. Das Bild beginnt zu ruckeln, Sequenzen springen vor und zurück. Dann erlischt das Licht. Die...
Er war einer der größten Sänger des 20. Jahrhunderts und ist doch kaum bekannt – der 2016 verstorbene US-Amerikaner Russell Oberlin. 1959 nahm er ein Recital mit Händel-Arien auf, das zweifelsohne zu den Glanzlichtern des Barockgesangs gehört. Darunter befindet sich auch die Arie «Ombra cara di mia sposa», in der Radamisto den vermeintlichen Tod seiner Frau Zenobia...