Editorial
Plötzlich ging es schnell. Keine Woche nachdem die Münchner Kulturpolitik (samt Machtkämpfen und einzelnen Produktionen der Staatsoper) in der Kritikerumfrage der «Opernwelt» als «Ärgernis des Jahres» gewertet wurde, traten Kunstminister Wolfgang Heubisch und Intendant Nikolaus Bachler vor die Presse. Bahnhof für den neuen Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, dessen Name freilich schon seit Monaten hinter vorgehaltener Hand kursierte. Kirill Petrenko heißt die Perspektive, und natürlich wurde sie präsentiert als Signum kompetenter Kulturpolitik.
Schließlich hat in Bayern alles besser zu sein als im Rest der Republik. Prompt erschien in der «Süddeutschen Zeitung» die Schlagzeile vom «Wunder aus Sibirien» – als sehe man eine Wiederholung des in den dreißiger Jahren so betitelten «Wunder Karajan» voraus. Dieselbe Zeitung hatte zuvor auch den noch amtierenden Musikchef Kent Nagano in fast irrationaler Weise verherrlicht und dabei dem Medien-Image des esoterischen Querdenkers gehuldigt, statt sich mit unüberseh- und hörbaren Problemen musikalischer Kommunikation zu beschäftigen.
Nüchtern betrachtet kann Petrenko genau das, was Nagano fehlt. Der 1972 geborene Russe ist ...
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