Die zweite Wirklichkeit

Was soll, was kann «Tosca» in der indischen Metropole Mumbai bewirken?

Opernwelt - Logo

Mumbai schwitzt. Selbst um Mitternacht sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit dafür, dass man sich nach besseren Klimaanlagen sehnt. Aber die tropische Hitze ist nicht das Hauptproblem dieser Stadt. Auch nicht der Verkehr, die miserable Luft, der Lärm. Nein, Mumbai, das einmal Bombay hieß, ist einfach zu voll. Mehr als 16 Millionen Menschen leben hier. 2015 werden es nach offiziellen Schätzungen vermutlich 23 Millionen sein, weil Tag für Tag Hunderte aus den Dörfern hierher pilgern, in der Hoffnung auf ein bisschen Glück.

Ein Großteil von ihnen lebt unter Bedingungen, die man sich in Europa nicht mal in den schlimmsten Alpträumen vorzustellen vermag. Fließendes Wasser ist ebenso Mangelware wie sanitäre Anlagen. Zumal in den Slums, die nicht irgendwo am Rande des schönen Scheins versteckt werden, sondern mitten in der Stadt zu finden sind, die außerdem an ihr und um sie herum kleben wie wuchernde Geschwüre. Einfach überall. Bettelnde Mütter liegen samt Kindern sogar am Marine Drive, der Flaniermeile am Meer. Wer Malaria kriegt, hat eben Pech gehabt. Man könnte und müsste viel erzählen vom vielschichtigen Elend dieser kaputten Stadt. Aber das wäre auch ungerecht, weil man dann nicht auf die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2010
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Blühende Fantasie

«Götterdämmerung» als Demonstration der Vererbungslehre? Wenn Hagen nach Siegfrieds Tod in einer brutal ausgespielten Szene seine Halbschwester Gutrune vergewaltigt, kann man diese Tat ganz aus den Genen begründen: Hatte sein Vater Alberich bei der Zeugung des Sohnes nicht einst Grimhild, der Herrschersgattin im Hause Gibichungen und Mutter von Gunther und Gutrune,...

Ich sing’ jetzt ein Lied über gar nichts

Als «Opernwelt» und «Theater heute» ihren 50. Geburtstag feierten, erklärte die Kölner Intendantin Karin Beier, dass Theater alles bewirken solle: das Ende des Konflikts in Afghanistan, die Verflüchtigung des Ölteppichs im Golf von Mexiko, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit... Ihr Sarkasmus über falsche Erwartungen gab das Stichwort. In der Neuköllner Oper...

Politischer Weltbürger

Im deutschsprachigen Raum war der 2003 verstorbene Literaturwissenschaftler Edward W. Said bis zur Jahrtausendwende, als er gemeinsam mit Daniel Barenboim in Weimar das West-Eastern Divan Orchestra gründete, nahezu unbekannt. Wer sich an Hochschulen mit Politik und Kultur der arabischen Welt beschäftigte, hatte natürlich seine 1978 veröffentlichte Studie...