Disziplinierter Expressionismus
Nach Alben mit Arien und Szenen von Wagner und Verdi erweitert Jonas Kaufmann sein diskografisches Spektrum großer Tenorpartien nun um Ausschnitte aus Opern Puccinis. In einigen Partien ist er weltweit erfolgreich im Einsatz, als Cavaradossi schon seit einigen Jahren, in jüngster Zeit auch als Dick Johnson in «La fanciulla del West» und vor allem als Des Grieux in «Manon Lescaut». Diese Werke sind auch auf dem Puccini-Album prominent vertreten, in den Ausschnitten aus «Manon Lescaut» hat Kaufmann mit Kristine Opolais zudem eine vertraute Bühnenpartnerin an seiner Seite.
Die Erfahrung mit dieser Partie, die zu den wohl heikelsten Puccinis gehört, ist der Studioproduktion anzuhören. «Donna non vidi mai» schwelgt in begeistertem Wohllaut, das Duett mit Manon aus dem zweiten Akt zeichnet die Fieberkurve der Wiederbegegnung der Protagonisten eindrucksvoll nach, für «Ah! Manon mi tradisce» findet Kaufmann die richtige Mischung aus Verzweiflung und Wut, im Schlussgesang des dritten Akts schließlich wagt er sich, berstend vor Expressivität und dennoch kontrolliert, an die Grenzen seiner Stimme.
Auch den beiden Ausschnitten aus «La fanciulla del West» ist anzumerken, dass Kaufmann die Rolle ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 48
von Thomas Seedorf
Impressum
56. Jahrgang, Nr 9/10
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752282
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
E-Mail: redaktion@opernwelt.de
Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 14.08.2015
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S....
Alles fließt, alles strömt dahin. Die Geschichte, die Bilder, die Inszenierung. Tom Cairns hat nach rund einem Vierteljahrhundert im vergangenen Sommer die erste neue «Traviata» für das Glyndebourne Festival inszeniert (siehe OW 9/2014). Doch leider fehlt der Produktion jeder Fokus: auf Gesellschaftskritik, auf die Welt des Geldes und Scheins, auf die privaten...
Seit der Uraufführung 1985 in Venedig ist Luigi Nonos «Prometeo» weltweit rund 70-mal gespielt worden; weitere Termine für die nächsten Jahre stehen an. Das durchaus monumentale Werk gehört zu den künstlerischen «Herausforderungen» des Musikbetriebs und bekommt damit auch für ein ohnehin aufgeschlossenes Publikum eine Aura von Ereignishaftigkeit, die sich von...