Foto: Lupi Spuma
Die Welt öffnen
Was kann, soll, muss Theater in schwierigen Zeiten leisten? Kann es im Spiel tatsächlich das kritische Bewusstsein erweitern, oder verspielt es eher seine Möglichkeiten, wie Peter Handke einmal meinte? Es war im legendären Jahr 1968, als der (damalige) Wahl-Grazer in «Theater heute» eben dieses spielerische Moment infrage stellte: Theater sei dermaßen bestimmt, dass alles, was außerhalb des Theaters Ernsthaftigkeit, Anliegen, Finalität ist, eben Spiel werde – «dass also Eindeutigkeit, Engagement etc.
auf dem Theater eben durch den fatalen Spiel- und Bedeutungsraum rettungslos verspielt werden ...»
Ob Handke dies ein halbes Jahrhundert später erneut so formulieren würde, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hätte Regisseur Peter Sellars auf die Attacke des Schriftstellers die passende Riposte parat. In seiner Stegreif-Laudatio auf Markus Hinterhäuser, den Preisträger des Mortier Award 2017, definierte er gerade das Spiel als essenziell: als eine nach allen Seiten offene Checklist für die Überprüfung der Realität, als «Wartungssystem für die Demokratie», als Gegenentwurf zu Kommerz und Ideologie. Jeder Mensch trage in seinem Inneren viele Universen, und Kunst, Theater biete die ...
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Verstand schafft Leiden. Dieses Apodiktum aus Alexander Gribojedows (1795 – 1829) gleichnamigem Theaterstück ist in Russland längst zum geflügelten Wort geworden. Denn die Wut auf die Moskauer Elitenclique trieb beileibe nicht nur Chazky, den scharfsinnigen Helden der Verskomödie, um. Auch deren Verfasser kannte das Gefühl von Ohnmacht hinlänglich. Gribojedow, der...
Für das deutsche Publikum ist Kurt Weill in erster Linie der Komponist von Stücken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden sind, vor allem «Die Dreigroschenoper» und «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny». Sein reiches amerikanisches Œuvre, weitgehend frei von politischer Ambition, wird hierzulande gerne in die U-Musik-Ecke geschoben, weil es dem Stil...
Vor zwei Jahren trat Gundula Janowitz wieder an der Wiener Staatsoper auf. Nicht, um zu singen. Sie hörte der eigenen Stimme zu, in alten Aufnahmen, gemeinsam mit Kollegin Christa Ludwig. Die beiden waren zusammengekommen, um über das Opern- und Liedersingen zu sprechen, über Karajan, Böhm und die guten alten Zeiten oder das, was sie möglicherweise der heutigen...
