Die unmögliche Tragödie
Ja, natürlich: Fußball. Wer denkt bei La Coruña schon an Oper? Nicht einmal die Einwohner der Stadt selbst. Sie identifizieren sich mit «Deportivo», der Elf, die zum Symbol der Stadt geworden ist. Das Stadion prangt unmittelbar am zwei Kilometer langen Sandstrand von Orzan, und kein Bau weit und breit kann es an Sogkraft mit ihm aufnehmen. Oder doch? Die Stadtväter geben sich alle Mühe, vom Schmuddel-Image der vollgepfropften Hafen- und Arbeiterstadt, das La Coruña lange anhaftete, wegzulenken. Seit den achtziger Jahren wird die Atlantik-Promenade kontinuierlich erweitert.
Dreizehn Kilometer kann man inzwischen joggen oder spazieren – in einer merkwürdigen Mischung aus Meerluft und den Abgasen vierspuriger Hauptverkehrsachsen. Ein «Haus des Menschen», das die Geschichte unserer Spezies interaktiv aufbereitet, bietet dem Stadion von der anderen Seite der Bucht buchstäblich die Stirn. In Richtung Altstadt gibt es architektonisch Bedeutenderes: das neue Museo de Bellas Artes, das der Architekt José Manuel Gallego meisterhaft mit der Bausubstanz eines alten Kapuzinerklosters verschmolzen hat. Ein paar Schritte weiter duckt sich das Teatro Rosalia Castro hinter einer klassizistischen ...
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Harry Kupfers langjähriger Ausstatter Hans Schavernoch liefert mit einem schrottreifen Helikopter den flexiblen Einheitsort für den Aufstieg und den Fall der Stadt Mahagonny – eine Kulisse, die dem Bordell ebenso Platz bietet wie dem elektrischen Stuhl. Diese Großraumskulptur im ansonsten sterilen, schwarzen Bühnenraum liefert freilich auch einen unfreiwilligen...
Der Anfang befremdete wie immer, wenn David Alden den allegorischen Prolog einer frühbarocken Oper inszeniert: La Natura ist ein Mannweib am Filmprojektor, die Ewigkeit ein wasserköpfiges Monster, das Schicksal ein Riesenbaby. Doch die verfließende, auf den Portalschleier eines rot glühenden Gebirges projizierte Slowmotion von Sally Matthews als Calisto deutete...
Restauration oder Revolution, das ist hier, gleichsam als Fallbeispiel für die Gattung, die Frage: Glaubt man Heinrich Heine, der Leben und Werk seines Zeitgenossen Gioacchino Rossini mit großem Interesse verfolgte und kommentierte, dann lässt sich Ersteres aus der Musik des genialischen Italieners heraushören; neigt man hingegen der Ansicht Antonio Amores zu, dann...