Die Kinder des Monsieur Mathieu sind schlecht gealtert
Die biografischen Booklet-Notizen zu dem 1973 geborenen französischen Komponisten Julien Joubert auf der CD «Ariettes oubliées» lesen sich so, als sei hier ein Jahrhundertgenie anzupreisen, von dem der Neue-Musik-kundige Autor dieser Zeilen allerdings noch nie etwas gehört hatte. Nun denn, en garde! Jedes Gattungsfeld hätte Joubert schon einmal bestellt, so heißt es da; ganz gleich, ob Musical oder Oper, Symphonik, Kammermusik oder Kinderoper – und Jugendchöre, von denen er über 80 bereits vorgelegt habe. Und so weiter.
Wir lieben derlei Lektüre von Aufzählungen in Kurzbiografien – und könnten mit nichts anderem unseren Lebensabend zubringen. Was nicht stimmt. Denn das auszuhalten, hieße, zu härtestem Stoff greifen zu müssen; zum Beispiel zu Absinth. Von diesem Getränk ließ sich der depressiv verrauschte, spätromantisch-symbolistisch verrauchte Dichter Paul Verlaine gerne in den Zustand der «nötigen Bettschwere» (Jan Philipp Reemtsma) geleiten. Und Gedichte von Verlaine sind es, die sich – vertont von eben jenem Julien Joubert – nun auf einem neuen Album des Labels Alpha wiederfinden.
Schon Jouberts Landsmann Claude Debussy widmete sich 1887 – noch vor den ästhetisch ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Arno Lücker
JUBILARE
Jane Henschel absolvierte ihr Gesangsstudium an der University of Southern California. Erste Opernengagements führten sie 1978 nach Deutschland, sie trat in Aachen, Wuppertal, Dortmund und an der Deutschen Oper am Rhein auf. Zahlreiche Gastspiele machten die Mezzosopranistin ab Ende der 1980er-Jahre in der ganzen Welt bekannt, umjubelt etwa als Amneris,...
Beinahe wäre hier eine zeitlose Inszenierung gelungen: keine Soldateska, keine Blutorgien, kein Sado-Sex in Unterwäsche. Aber so reaktionär wollte der Regisseur dann doch nicht sein, weswegen zumindest etwas Hospitalisierung geboten wird. Krankenhausbetten gehörten schon vor der Pandemie auf jede halbwegs anständige Bühne, Damiano Michieletto selbst benutzte diese...
Manchen Menschen sieht man schon an der Art, wie sie gehen, an, dass sie Ungebührliches im Schilde führen. Und jene mittelmäßig elegant gekleidete Dame gehobenen Alters, die da (in der Erinnerung liegt die allerdings unvergessene Begebenheit geschlagene neun Jahre zurück) während der zweiten Pause einer «Tannhäuser»-Aufführung in stechendem Schritt durchs obere...