Der Weg zurück nach vorne?

Heidelberg, Catán: Florencia en el Amazonas

Selten war der große Ozean zwischen der Alten und der Neuen Welt so trennend und zugleich verbindend. Schon beim Lauschen der ersten Takte des dschungelartig verwobenen Klangfarbengeflechts von Daniel Catáns «Florencia en el Amazonas» spürt man diese Ambivalenz einer Musik, die man als radikal reaktionär begreifen könnte, aber auch als anderen Weg, zurück zu einer Ästhetik, innerhalb derer der Komponist wieder den Schulterschluss mit Tradition und Publikum sucht. Das funktioniert.

Der, zugegeben intime, Jugendstilzuschauerraum des Heidelberger Theaters ist voll besetzt bei dieser 1996 in Houston uraufgeführten Oper. Die Sehnsucht scheint groß nach «neuen» Tönen, jenseits von «Neutönerei», Postmoderne und Dekonstruktion.
Noam Zur und das Philharmonische Orchester Heidelberg musizieren dicht und differenziert, lassen sich vom Rhythmus einer unterkühlten Rumba mitrei­ßen. Ca­táns Musik ist stark vom Verismo wie generell vom spätromantischen Klangkosmos inspiriert, aber sie imitiert ihn nicht. Vielmehr steht sie in der Tradition der jüngeren spanischen Musikgeschichte, wo sie aus der Klangwelt der Zarzuela und der spanischen Impressio­nisten von de Falla bis Turina schöpft. Und ...

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Opernwelt Juni 2006
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Alexander Dick

Vergriffen
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