Der Unsichtbare
Im letzten Jahr ist eine fünfstündige Film-Dokumentation über die Entstehung des Mannheimer «Ring»-Zyklus erschienen. Man sieht alle Beteiligten auf der Bühne wie in den Werkstätten, vom Regisseur Achim Freyer bis zur Souffleuse und den Statisten. Nur einer bleibt ausgespart: der Opernintendant Klaus-Peter Kehr. Man hört lediglich seine Stimme aus dem Off, als er die Indisposition des Siegfried zu Beginn der Premiere der «Götterdämmerung» ansagt (siehe OW 9-10/2015). Dass er auch keine Homepage betreibt und kein Wikipedia-Eintrag über ihn informiert, passt ins Bild.
Mit Ende der Spielzeit 2015/16 hat der Unsichtbare das Haus verlassen – ohne Abschiedsfeier, ohne gedruckte Bilanz auf Hochglanzpapier. Am letzten Abend stand die «Götterdämmerung» auf dem Programm. Man kann das als einen letzten, auch ironischen Gruß ans Publikum sehen, als Wink mit dem Zaunpfahl an den Nachfolger, aber auch als unausgesprochen selbstbewusste Replik auf die Rochaden der Lokalpresse, die einst in seinem Engagement keinen guten Tag für Mannheim sehen wollte.
Kehr ist kein Mann der großen Worte, der Programme verkündet, Statements gibt, Inszenierungen verbal unterfüttert. Auch wer ihn lange kennt, kennt ...
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Opernwelt September/Oktober 2016
Rubrik: Magazin, Seite 100
von Uwe Schweikert
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