Der große Unterschied
Das Ende bleibt offen. Kein Trauerflor in Moll, kein Silberstreif, keine Erlösungsharmonie. Wie ein Fragment, wie eine Frage verweht der letzte B-Dur-Akkord. Eine Quinte und Quart, übereinander geschichtet, in der Tiefe; ein dreigestrichenes D und ein zweigestrichenes F dominieren die Höhe. Der Grundton, ins Abseits gedrängt. Als ob man diesem Akkord nicht trauen solle. Es ist ein spröder Klang, der da zum Schluss der «Griechischen Passion» in der Luft des Wuppertaler Opernhauses hängt.
Ein hohler Resonanzraum, in dem sowohl das «Halleluja» der furchtbar frommen Dörfler von Licovrissi als auch das «Kyrie eleison» der abgewiesenen Flüchtlinge nachzuhallen scheint. Die Musik bricht einfach ab, mezzoforte, schwingt aus ins Ungewisse, Bedrohliche. Gehen das Leiden, die Gewalt, die unerträgliche Dreistigkeit des bigotten Scheins, von der das Stück erzählt, nicht weiter, wenn der Vorhang fällt und der Dirigent den Stab aus der Hand gelegt hat? Spielt die Geschichte des guten Hirten Manolios, der seine Mission findet, als eine Gruppe heimatvertriebener Migranten um Asyl bittet und schließlich von den eigenen Leuten gemeuchelt wird, nicht so (oder so ähnlich) jeden Tag?
Bohuslav Martinus ...
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