Den Gott mir nahm
Von den komponierenden Söhnen Johann Sebastian Bachs hat es Johann Christoph Friedrich, der zweitjüngste, nur zu bescheidener Anerkennung gebracht. 1750 trat der gerade 17-Jährige als Cembalist und Kammermusiker in den Dienst des im niedersächsischen Bückeburg residierenden Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, wurde dort 1759 Konzertmeister und begnügte sich mit dieser Nischenexistenz in dem verschlafenen Duodezfürstentum bis zu seinem Tod 1795.
Aus seinem umfangreichen Schaffen ragen zwei Oratorien sowie geistliche und weltliche Kantaten auf Texte Johann Gottfried Herders hervor, der, bevor er sich in Weimar niederließ, von 1771 bis 1776 als Hofprediger und Konsistorialrat in Bückeburg wirkte. Die beiden Männer scheinen sich in ihren künstlerischen Anschauungen gut verstanden zu haben: «Sprechen, handeln, rühren, fortsprechen, nur dem Geiste und Umriss des Dichters folgen», war nach Herders Überzeugung die Aufgabe des einen Text vertonenden Musikers – Bach folgte ihr. Es war die Zeit der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang. Der schwärmerische Ton wie die emotionale Erregung klingt in der «geistlichen Galanterie» der beiden 1773 auf Libretti Herders entstandenen Oratorien, der ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 30
von Uwe Schweikert
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