Der Schnitter Tod

Das Album «Nicht Wiedersehen!» von Günther Groissböck und Malcolm Martineau

«Lasciate ogni speranza» empfahl schon Dante, vom «River of no return» sang die Monroe. Und auch Günther Groissböck reitet über weite Strecken dieses Albums das fahle Ross des Todes. Das von Mahler vertonte Wunderhorn-Lied «Nicht wiedersehen!» dient ihm dabei als Motto; auf dem Cover blickt der Bass stirnrunzelnd am Betrachter vorbei, als wäre er selbst der Fleisch gewordene Imperativ des Titels.

Ein Statement hinsichtlich von Ewigkeitsfragen? Und zugleich das Erschrecken des kreativen Menschen über die (durch das Ausrufezeichen markierte) vermeintliche Endgültigkeit?

Die materialistischen Naturwissenschaften beharren ja darauf, dass alle Spekulationen auf ein den körperlichen Exitus überdauerndes Bewusstsein vergebens und selbst schöpferische Großtaten wie Shakespeares Königsdramen, Bachs Passionen, Beethovens Symphonien oder die großen Sakralbauten das Ergebnis zufälliger Gehirnströme seien. Schnitter Tod: Auch eine als Volksmund definierte Trivialdichtung scheint sich schon immer damit abgefunden zu haben. «Du hörst kein Glöcklein läuten, du hörst kein Vöglein pfeifen, du siehst weder Sonne noch Mond! Ade, mein herzallerliebster Schatz! Ade!» verabschiedet im erwähnten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 31
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Ein bisschen Frieden

Die Lateiner erinnern sich: Dulce et decorum est pro patria mori. Ob es Horaz tatsächlich darum zu tun war, den Tod fürs Vaterland zu nobilitieren, sei dahingestellt. Einen propagandistischen Anstrich hat die Sentenz allemal. Es geht aber noch martialischer: «Vaincre ou mourir!», «Siegen oder Sterben!» schmettern die tapferen Griechen in Gioacchino Rossinis «Le...

Seelensucher

Es gibt ein Foto, das zeigt ihn, wie er in einem Kornfeld steht, ein Mobiltelefon am linken Ohr, die rechte Hand leicht erhoben, so als müsse er dem imaginären Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung etwas erläutern oder als wolle er eine Mozart-Symphonie dirigieren. Der Blick ist konzentriert, hellwach, kritisch, vielleicht eine Spur angespannt. Und wüsste...

Chez la Pompadour

Sie war, das lässt sich auch aus der historischen Perspektive kaum anders sagen, eine durch und durch außergewöhnliche Erscheinung – eine Persönlichkeit. Vom lieben Gott gleichermaßen mit Klugheit wie Schönheit und Raffinement im Umgang mit dem herrschenden (männlichen) Personal auf Erden ausgestattet, entwickelte sie sich zu einer der führenden Politikerinnen...