Das zirkushafte Moment der Gefahr
Schauspieler, Dramaturgen, Dirigenten, Komponisten, Cineasten, Humoristen, Psychologen, Schriftsteller inszenieren Oper. Ist der Opernregisseur jemand, der nicht weiß, welchen Beruf er verfehlt hat?
Speziell hier in England, wo die Kunst gern diesen muffigen Geruch von Amateuraufführung und Gemeindesaal annimmt, lieben wir die Quereinsteiger. Etwa, wenn ein Mediziner oder ein Altphilologe sich plötzlich zur Bühne hingezogen fühlt. Sich konsequent auf den Regieberuf vorzubereiten gilt demgegenüber oft als verdächtig, als «elitär» wie die so genannte «High Art» überhaupt.
Wie kamen Sie zum Theater?
Ich wusste schon im Alter von acht oder neun, dass ich dorthin wollte. Dabei wuchs ich in nicht gerade hochkunstfreundlichen Verhältnissen auf: in einer Arbeitersiedlung, einer Umgebung, wo man eher verprügelt wurde, wenn man sich als Opernliebhaber outete. Mein Interesse an Theater und Musik kam über das Radio, und schon in der Schule, im Werkunterricht, habe ich, statt Bücherstützen oder Regale zu basteln, Bühnen gebaut – etwa das gesamte Inventar des «Ring», ganz im Stil von Neubayreuth, Pseudo-Wieland-Scheiben und so weiter. Später studierte ich dann am Drama Department der ...
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Der ultimative «Eugen Onegin» ist dieser Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper nicht, er hält lediglich ein regionales Ereignis fest: die mit berühmten Stimmen besetzte erste Wiener Aufführung der Oper in der russischen Originalsprache.
Das Unternehmen krankt schon vom Pult aus. Seiji Ozawa sucht das, was er für «russische Seele» hält, durch lähmend langsame Tempi...
Das alte Klagelied der Leichten Muse: Warum gibt es keine neuen, aktuellen Operetten mehr? Immer nur Wien, Wien, nur du allein, und natürlich Offenbach. Der schaute seiner Zeit und deren Gesellschaft bissig-witzig-aggressiv mit intelligenter Musik und pointierten Texten ins Gesicht und kalte Herz. Noch heute amüsiert uns das, die Machart vor allem, denn die...
