Das zirkushafte Moment der Gefahr
Schauspieler, Dramaturgen, Dirigenten, Komponisten, Cineasten, Humoristen, Psychologen, Schriftsteller inszenieren Oper. Ist der Opernregisseur jemand, der nicht weiß, welchen Beruf er verfehlt hat?
Speziell hier in England, wo die Kunst gern diesen muffigen Geruch von Amateuraufführung und Gemeindesaal annimmt, lieben wir die Quereinsteiger. Etwa, wenn ein Mediziner oder ein Altphilologe sich plötzlich zur Bühne hingezogen fühlt. Sich konsequent auf den Regieberuf vorzubereiten gilt demgegenüber oft als verdächtig, als «elitär» wie die so genannte «High Art» überhaupt.
Wie kamen Sie zum Theater?
Ich wusste schon im Alter von acht oder neun, dass ich dorthin wollte. Dabei wuchs ich in nicht gerade hochkunstfreundlichen Verhältnissen auf: in einer Arbeitersiedlung, einer Umgebung, wo man eher verprügelt wurde, wenn man sich als Opernliebhaber outete. Mein Interesse an Theater und Musik kam über das Radio, und schon in der Schule, im Werkunterricht, habe ich, statt Bücherstützen oder Regale zu basteln, Bühnen gebaut – etwa das gesamte Inventar des «Ring», ganz im Stil von Neubayreuth, Pseudo-Wieland-Scheiben und so weiter. Später studierte ich dann am Drama Department der ...
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An der Berliner Staatsoper Unter den Linden haben Sie gerade Ihr Rollendebüt als Janáˇceks Katja Kabanova gegeben – mit einem Regisseur, Michael Thalheimer, der vorher noch nie eine Oper inszeniert hat. Wie verliefen die Proben?
Sehr ungewöhnlich. Spannend. Thalheimer hat eine neue Form des Ausdrucks gesucht. Neu zumindest für die Oper. Es ist eine ganz eigene...
«Festa teatrale» – die passende Gattung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Erzherzogs Ferdinand von Österreich mit der Prinzessin Maria Beatrice Ricciarda von Modena, er siebzehn, sie einundzwanzig. Die Komposition stammte von einem ihrer Altersgenossen: Wolfgang Amadeus Mozart hatte fünfzehnjährig den Auftrag von der Kaiserin persönlich bekommen. Das Libretto,...
Die Hauptstadt der Region Lothringen Nancy, einstige Residenz der lothringischen Herzöge, bereitet sich auf ein großes Jubiläum vor: In diesem Jahr wird der 250. «Geburtstag» der 1755 eingeweihten Place Stanislas gebührend gefeiert – der damals aus Polen vertriebene König Stanislas I. Leszczynski hatte seinen Baumeister Heré mit der Gestaltung der heute immer noch...