Wahnsinn der Normalität
Zwei Werke, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, Tschaikowskys lyrische Szenen «Eugen Onegin» und Richard Strauss’ Musikdrama «Elektra», rückten bei einer Doppelpremiere an der Deutschen Oper am Rhein nahe aneinander. Beide Male sind es Alpträume der weiblichen Hauptfiguren, mit denen die Regisseure – Giancarlo del Monaco im «Onegin» und Stein Winge in der «Elektra» – uns konfrontieren.
Das ist für den im Wien Sigmund Freuds entstandenen Text Hofmannsthals gewiss keine neue, umstürzende Lesart, wohl aber für Tschaikowskys musikalisches Schauspiel nach Alexander Puschkins Versroman.
Del Monaco hat sich von Johannes Leiacker einen Einheitsraum bauen lassen: eine schneeverhangene Todeslandschaft voller kahler, verkohlter Bäume – ein Einfall, für den Caspar David Friedrich Pate stand. Surreal bedrückend wird die realistisch imaginierte Szenerie durch Tatjanas eisernes Bett, ihren Flucht- und Rückzugsort, das uns als Requisit den ganzen Abend begleitet. Kalter, milchiger Nebel (Licht: Volker Weinhart), der sich kaum einmal aufhellt, taucht Handlung und Personen in ein lastendes Grau.
Vor diesem eindrucksvollen Bild, das die Kammerspiele Tschechows heraufbeschwört, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Verdis wilde Männer: Bald nach dem «Nabucco» ließ sich der Komponist von Attila fesseln, der «Geißel Gottes». Eine Paradepartie für Bässe, die Belcanto mit Ausdrucksgewalt zu verbinden wissen. In Gelsenkirchen setzt Nicolai Karnolsky seine robuste Stimme wirkungsvoll ein, wird allerdings von Jee-Hyun Kims Ezio in die Schranken verwiesen, ein Hüne in Gestalt und...
Mit der 1928 in Wien herausgebrachten «Herzogin von Chicago» lag Emmerich Kálmán im Trend. Die klassische europäische Operette war klapprig geworden, kein Wunder nach den vielen Champagnerexzessen. Der jüngere Vetter aus Amerika, das Musical, drohte sie über den Haufen zu rennen. Da kam eine Frischzellenkur wie dieser in Gesang und Tanz ausgetragene «Kulturkampf»...
Grabbes Farce von Scherz, Satire und Ironie ist, wie der Hinweis auf die «tiefere Bedeutung» andeutet, eine ernste Angelegenheit. Es ging in diesem Vormärz-Produkt des schwerblütigen ostwestfälischen Sturmgenies und Kampftrinkers um Kritik am deutschen Idealismus und dessen Menschenbild, um die Ironisierung Goethes und des Bildungssystems von anno 1830.
Das eiserne...