Broadway versus Brecht
Für das deutsche Publikum ist Kurt Weill in erster Linie der Komponist von Stücken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden sind, vor allem «Die Dreigroschenoper» und «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny». Sein reiches amerikanisches Œuvre, weitgehend frei von politischer Ambition, wird hierzulande gerne in die U-Musik-Ecke geschoben, weil es dem Stil des Broadway verpflichtet ist.
Die amerikanische Mezzosopranistin Kate Lindsey und der französische Jazzpianist Baptiste Trotignon stellen in ihrem ersten gemeinsamen Album den amerikanischen Weill ins Zentrum, Ausschnitte aus den Bühnenwerken «Street Scene» und «Lost in the stars», und kombinieren sie mit einigen Titeln, die noch in Deutschland und Frankreich geschrieben wurden.
Darüber hinaus wird Weill mit einigen komponierenden Zeitgenossen konfrontiert, die wie er im amerikanischen Exil gelebt haben. Die Idee klingt zunächst bestechend, doch der Erkenntnisgewinn bleibt bescheiden: Die eingeschobenen Lieder von Erich Wolfgang Korngold, Alma Mahler und Alexander von Zemlinsky entstanden lange vor deren amerikanischer Zeit und weisen stilistisch wie inhaltlich keinerlei Bezug zu den Weill-Songs auf. Zemlinsky soll ...
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