Brennan: Night.Shift
Eine Bar. Drei Männer und eine Frau. Der Geist aus der Flasche löst ihre Zungen, beflügelt die Fantasien, weckt Träume, Sehnsüchte, Begierden. Doch nach durchzechter Nacht kehren alle unerfüllt in die Tristesse des Alltags zurück: Ausgehend von Wystan Hugh Audens «The Age of Anxiety» rückt der irisch-schweizerische Komponist John Wolf Brennan diesen Ort der einsamen Herzen ins Zentrum seiner Oper «Night.Shift» («Nacht. Schicht»).
Und so buhlen der alternde Quant (Malcolm Rivers), der skeptische Malin (David Maze) und der jugendliche Emble (Neal Banerjee) um die Gunst der attraktiven Rosetta (Noëmi Nadelmann), derweil ein quirliger Barmann (Yaniv d’Or) die Fäden in der Hand behält. Markus Meyer hat ihm für die Uraufführung den wohl längsten Tresen St. Gallens schlangenförmig in die Lokremise gebaut. Den Protagonisten dient er als Laufsteg, zu dessen beiden Seiten sich das Publikum auf Hockern niederlässt. Mittendrin, in der zentralen Buchtung, sitzt das von Peter Tilling geleitete Orchester.
Die ungewohnte Raumaufteilung hat ihren Reiz. Selten kann man einem Opernensemble so hautnah bei der Arbeit zusehen. Dem 16-köpfigen Theaterchor eröffnet sie ein weites Betätigungsfeld zwischen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Auf große Überraschungen muss man sicherlich nicht gefasst sein, wenn man im Frühsommer die beiden Händelfestspiele in Göttingen und Halle besucht. Alles verläuft in vertrauten, wohlgeordneten Bahnen. Immer stehen beide Festivals unter einem Thema (Göttingen: «Macht und Ohnmacht» / Halle: «Triumph von Zeit und Wahrheit»), und stets bilden die Opernaufführungen...
Tornerà d’auro il secolo?» – Wird das Goldene Zeitalter wiederkehren?, fragt der Chor im jubeltrunkenen Finalstück jener legendären sechs «Florentiner Intermedien», die 1589 für eine pompöse Aufführung der Komödie «La pellegrina» am Hof der Medici entstanden. Vor 418 Jahren war das natürlich nur eine rhetorische Frage: Dass die Vermählung des Großherzogs Ferdinando...
In der Woche vor der Premiere von Mussorgskys «Boris Godunow» an der Wiener Staatsoper war Vladimir Putin auf Staatsbesuch in Wien, was die satirische Bemerkung kursieren ließ, Macht wechsle häufiger von Hand zu Hand als von Kopf zu Kopf. Als Aphorismus klingt das gut, doch ist es leider historische Realität – nicht nur der russischen Geschichte, die in Mussorgskys...