Auf himmlischem Parkett
Der Weg in den Himmel ist steinig. Die Freuden des ewigen Lebens werden einem nicht geschenkt. Die Zeit ist knapp, um ausreichend Gutes zu tun. Weshalb sie einen gleich anmahnt, sie zu nutzen. Zudem ist der Aufstieg ins Licht gepflastert mit Versuchungen irdischen Vergnügens, Verlockungen von Macht, Reichtum und mondänem Glanz. Gäbe es da nicht den «Schutzengel», der unter dem Talmi von Gold und Glitzer Verfall und Verwesung freilegen würde.
Dann aber kann das duale Wesen von (rasch wandelbarem) Körper und (kritisch nachfragendem) Geist nicht einmal mehr die Drohung der Höllenqualen schrecken. Und ewig währt am Ende das Fest.
Die moralische Botschaft dieses Spiels von Seele und Körper, «Rappresentatione di Anima e di Corpo», ist mit Händen zu greifen. Und so, wie Robert Carsen sie zum Saisonstart am Theater an der Wien inszeniert, durchaus zeitlos. Emilio de’ Cavalieri ist der Schöpfer dieses Mysterienspiels, das, im Jahr 1600 in Rom entstanden, als «erste Oper» gehandelt wird – sieben Jahre vor der Inkunabel der Gattung, Monteverdis «L’Orfeo». Der wissenschaftliche Streit um die rechte Klassifizierung interessiert den Regisseur allerdings weniger. Auch die religiöse, also ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Karl Harb
Die Zeilen sind Legende: «Über allen Gipfeln / Ist Ruh, / In allen Wipfeln /Spürest du / Kaum einen Hauch; / Die Vöglein schweigen im Walde. /Warte nur, balde / Ruhest du auch.» Wie so viele andere Komponisten vor und nach ihm, hat auch Robert Schumann dieses zweite der unter dem Titel «Wandrers Nachtlied» rubrizierten Gedichte aus Goethes Feder (der Dichter...
Wie nur wenige Herrscher vor oder nach ihm hat Napoléon Bonaparte Musikgeschichte geschrieben. Musikpolitik war für ihn Machtpolitik, und also versuchte er seinen Ruhm vor allem von der Opernbühne herab zu untermauern, indem er den Franzosen in Gestalt der von ihm favorisierten Komponisten Paisiello, Paër und Spontini den italienischen Geschmack oktroyierte – mit...
Die am 22. Februar 1943 zusammen mit ihrem Bruder Hans und dessen Freund Christoph Probst hingerichtete Sophie Scholl leuchtet als Ikone des Widerstands gegen Hitler. Die Erinnerung an sie und die Widerstandsgruppe «Die Weiße Rose» ist nicht verblasst. Im Gegenteil, ihr aufrechter Gang lebt weiter – selbst wenn er heute in pervertierter Weise von der...