Aschenbach im Atomlabor

Gounods «Faust» an der Met – mit Jonas Kaufmann und René Pape, dirigiert von Yannick Nézet-Séguin

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Es war Gounods «Faust», mit der die Metropolitan Opera 1883 ihre Pforten öffnete. Ein Werk, das sich in New York sofort großer Beliebtheit erfreute. Spötter nannten die Met damals – zu einer Zeit, als Millionen Amerikaner noch Deutsch als Umgangssprache pflegten – scherzhaft das «Faustspielhaus». Bis in die 1950er-Jahre hinein sollte das Stück im Met-Repertoire eine herausragende Stellung behalten.

Seither hatte das Haus allerdings wenig Glück mit neuen szenischen Lösungen für sein ehemaliges Markenzeichen: Die Versuche von Jean-Louis Barrault (1965), Harold Prince (1990) und Andrei Serban (2005), visuell wie dramaturgisch plausible Bilder für die fünf «Faust»-Akte zu finden, scheiterten aus unterschiedlichen Gründen. Auch der jüngste Anlauf, das Opernregiedebüt des Theater- und Filmregisseurs Des McAnuff, fügt sich in diese Reihe ein. Die Koproduktion mit der English National Opera ist ein weiteres Indiz für das anhaltende, kaum einmal einge­löste Vertrauen, das Intendant Peter Gelb in die vermeintliche Fähigkeit populärer Regie-Persönlichkeiten mit Broadway- und West End-Erfahrung setzt.

Da fällt zunächst die Bühnenkonstruktion ins Auge: Abermals (wie derzeit etwa in Robert ...

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Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 2
von David Shengold

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